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Folge 14 - QUEER - Was queeres Leben mit Feminismen zu tun hat (Teil 2)

Nachdem es im ersten Teil darum ging, was queer überhaupt bedeutet, warum Drag Queens und trans Personen nicht das gleiche sind und welche Forderungen queere Menschen haben, stellt sich nun die Frage, warum ich eigentlich in einem feministischen Podcast darüber rede. Was haben queere Anliegen mit feministischen Kämpfen zu tun? Dr. Michaela Dudley konnte sechs Jahrzehnte LGBTQIA+-Bewegung beobachten und miterleben. Sie erklärt mir, wo Überschneidungen sind, aber auch, was sie sich als trans Frau von Feminist*innen wünscht.

14 - QUEER - Was queeres Leben mit Feminismen zu tun hat (Teil 2)Laura Vorsatz
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Shownotes zur Podcastfolge:

Meg-John Barker & Julia Scheele: Queer - eine illustrierte Geschichte

Jayrôme C. Robinet: Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund

Linus Giese: Ich bin Linus - Wie ich zum Mann wurde, der ich schon immer war

Carolin Emcke: Wie wir begehren

 

Dr. Michaela Dudley

https://www.diva-in-diversity.com/

https://www.michaela-dudley.de/

https://www.instagram.com/dr.michaela.dudley/

Realitäter*innen Podcastfolge mit Dr. Michaela Dudley

Dr. Michaela Dudley auf 3sat:

https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/gespraech-mit-michaela-dudley-100.html

https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/marsha-p-johnson-102.html

 

Queer Lexikon: https://queer-lexikon.net/glossar/

Stonewall-Erklärung auf der Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung

Artikel in analyse & kritik: "Was eine Frau ist, bestimmen wir“

Tagesspiegel: Bestsellerautorin zieht Wut von queeren Harry Potter-Fans auf sich

 

Streamingtipps:

The Death and Life of Marsha P. Johnson (Doku auf Netflix)

Pay it no Mind: The Life and Times of Marsha P. Johnson (Doku auf Youtube)

Arte Doku „Nicht Frau, nicht Mann“ 

Disclosure (Doku auf Netflix)

Pose (Serie auf Netflix)

Paris is burning auf Youtube

Der Projekt Kiezchor freut sich ebenfalls über Aufmerksamkeit auf Facebook und natürlich über Booking-Anfragen für After-Corona-Partys: booking@projektkiezchor.de

 

Credits:

1000Dank an Dr. Michaela Dudley, alle Sprachnachrichtler*innenden, Alessa und dem Projekt Kiezchor!

Coverdesign: Svenja Limke

Titelmusik: Louis Schwadron

Nachsatz.png

Zusammenfassung

Bitte beachte: Die Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI bei Goodtape erstellt.

Feminismus mit Vorsatz: Queerness und Feminismus

Die Moderatorin Laura diskutiert mit Michaela Dudley über die Verbindung zwischen Queerness und Feminismus 00:22. Sie betont, dass der moderne Feminismus nicht nur für die Rechte von Frauen kämpft, sondern auch für andere Minderheiten, einschließlich Schwuler, Lesben und Transsexueller 00:53.

Überschneidungen zwischen Queerness und Feminismus

Laura und Michaela Dudley erörtern, wie sich Queerness und Feminismus überschneiden, da beide für Toleranz und Akzeptanz kämpfen und neue Wege schaffen 01:18. Feminismus steht für die freie Wahl der eigenen Identität 01:29.

 

Die Bedeutung von Queer-Perspektiven für den Feminismus

Michaela Dudley hebt drei zentrale Punkte hervor:

  1. Der Feminismus benötigt queere Perspektiven, da viele queere Menschen Frauen sind und feministische Anliegen haben 01:58.

  2. Queere Familien brechen mit traditionellen Rollenbildern und zeigen, dass es auch ohne explizite Vater- oder Mutterrolle funktioniert 03:11.

  3. Der Feminismus muss sich mit den Anliegen von trans Frauen auseinandersetzen und für ihre Rechte eintreten 02:25.

 

Die Geschichte von Marsha P. Johnson

Michaela Dudley erzählt von Marsha P. Johnson, eine Schwarze trans Frau, die eine wichtige Rolle in der Stonewall-Bewegung spielte 05:16. Johnsons Ansatz war es, für Befreiung und Emanzipierung in allen Bereichen zu kämpfen 05:40.

 

Der Tod von Marsha P. Johnson

Der Tod von Marsha P. Johnson wurde als Suizid eingestuft, aber Freund*innen und Bekannte bezweifelten dies und warfen der Polizei vor, es sich zu leicht zu machen 16:20.

Queer-Feminismus und intersektionaler Feminismus

Laura und Michaela Dudley diskutieren über die Unterscheidung zwischen Queer-Feminismus und intersektionalem Feminismus 17:25. Sie betonen, dass es wichtig ist, Solidarität innerhalb der Bewegung zu zeigen und nicht die Begriffe zu sehr aufzuteilen 18:08.

J.K. Rowling und Transphobie

Michaela Dudley kritisiert J.K. Rowling für ihre transphoben Äußerungen und betont, dass diese Angriffe nicht nur transphob, sondern auch LGBTQ-feindlich und antifeministisch seien 24:26.

Fazit

Die Moderatorin Laura betont, dass es wichtig ist, queere Perspektiven in den Feminismus zu integrieren und Solidarität innerhalb der Bewegung zu zeigen 21:17. Sie ermutigt die Hörer*innen, sich mit den Anliegen von queeren Menschen auseinanderzusetzen und sich für ihre Rechte einzusetzen 31:27.

Transkript

Die Folge als Text!

Bitte beachte: Das Transkript wurde automatisch mit Goodtape erstellt und ist nicht perfekt.

Laura [00:22] Das ist Feminismus mit Vorsatz, der Podcast rund ums F-Wort. Mit mir, Laura. Wir befinden uns jetzt im zweiten Teil der Folge zum Thema Queer.nachdem es im ersten teil darum ging was queer überhaupt bedeutet warum drag queens und trans personen nicht das gleiche sind welche forderung queere menschen haben und ich dir michaela dudley vorstellen konnte stellt sich nun die frage warum [00:47] ich eigentlich in einem feministischen podcast darüber rede was haben queere anliegen mit Speaker D [00:53] feministischen kämpfen zu tun fragen wir doch mal und das hat für mich sehr viel mit Feminismus zu tun, da der moderne Feminismus ja gar nicht mehr nur für die Rechte von Frauen kämpft, sondern eben auch für andere Minderheiten, wie zum Beispiel für Schwule oder Lesben oder Transsexuelle. Was das mit Feminismus zu tun hat, ziemlich viel, da beides dafür kämpft, dass alle Geschlechter angenommen werden. Und ich finde, Laura [01:18] da überschneidet sich viel einfach, weil es beides stark für Toleranz und für Akzeptanzkämpf und auch beides neue Wege schafft, die wir vielleicht so noch Speaker C [01:29] gar nicht kennen. Feminismus steht für mich auch dafür, dass man die eigene Identität frei wählen darf. Ich habe festgestellt, Speaker A [01:37] als ich mich angefangen habe, mit Feminismus zu beschäftigen, Laura [01:39] bin ich automatisch auf die Frage von Other speaker [01:41] queeren Theorien, queeren Politiken Laura [01:43] gestoßen und gekommen und für mich ist das jetzt eigentlich nicht mehr trennbar. Speaker A [01:47] Auch weil ich quasi Feminismus nicht nur begreife dass es sich um das subjekt traut dreht sondern um es mal mit bell hooks zu sagen für mindestens vor everybody Speaker D [01:58] und wieder zu lena vom lila podcast jetzt möchte ich ganz zu deiner zweiten frage kommen und zwar was das ganze für den feminismus bedeutet und da habe ich eigentlich drei zentrale punkte in Und zwar finde ich, dass erstens der Feminismus queere Perspektiven braucht, weil ganz einfach viele queere Menschen Frauen sind und damit ganz explizite feministische Anliegen haben. [02:25] Und damit meine ich nicht nur bisexuelle oder lesbische Frauen, sondern besonders auch Transfrauen, für deren Rechte der Feminismus genauso einstehen muss wie für Cis-Frauen. Zweitens finde ich, dass Linie bedeutet, dass man versucht, ungleiche Machtverteilungen in der Gesellschaft erstens aufzude bin, aufdecken, worunter auch viele heterosexuelle Familien leiden, nämlich die versteiften Other speaker [03:11] Rollenbilder von Vätern und Müttern, die wir in unserer Gesellschaft haben. Also, dass eben Männer und Frauen jeweils unterschiedliche geschlechtsspezifische Aufgaben in der Familie Speaker D [03:23] übernehmen und erfüllen sollten und unterschiedliche Kompetenzen von Natur aus, wie es immer suggeriert wird, mitbringen. Dass beispielsweise Väter eher verantwortlich für sportliche und handwerkliche Tätigkeiten und Kinderbeschäftigungen sind und Mütter vor allem irgendwie fürsorgliche und organisatorische Aufgaben übernehmen. [03:45] Das sind jetzt so zwei ganz plakative, einfache Beispiele. Und dazu kann ich euch ganz klar sagen, dass das natürlich Quatsch ist, weil zum Beispiel bei uns zu Hause alle Aufgaben, egal um welche Lebensbereiche oder Alltagsereignisse es ging, bei uns wurde natürlich alles von Frauen übernommen, weil ja im Alltag einfach gar kein Vater da war, der andere Aufgaben oder andere Kompetenzen hätte mitbringen können. [04:12] Ich sage das jetzt vielleicht ironisch. brechen queere Familien diese festgefahrenen Rollenbilder, die wir von Vätern und Müttern haben, einfach auf und ziehen die natürlich auch so ein bisschen ins Lächerliche, weil queere Familien eben zeigen, dass es natürlich auch ohne explizite Vaterrolle oder ohne explizite Mutterrolle funktioniert. Also das ist selbstverständlich, dass natürlich auch schwule Väter genauso liebevoll und fürsorglich zu ihren Kindern sein können, wie es jede Mutter sein kann. [04:44] Es ist traurig, dass man das überhaupt so hervorheben muss. Aber ja, hier sind einfach immer noch sehr viele Vorurteile da, die immer noch sehr wirkmächtig sind. Deswegen möchte ich das jetzt hier doch an der Stelle noch mal betonen. Also ich finde, dass heterosexuelle Familien sehr viel von queeren Familien lernen können und dass es natürlich auch den Feminismus bereichert, wenn wir hier mehr queere Perspektiven aufnehmen. Laura [05:11] Und natürlich habe ich auch Michaela gefragt, wo sie die Verbindung von Queer und Feminismen sieht. Speaker A [05:16] Noch einmal verweise ich auf Marjorie P. Johnson. Sie war eine Transfrau, sie war schwarz, sie identifiziert sich auch als Feministin. von New Jersey nach Manhattan und so nach New York City. Man kann sich so vorstellen wie in dem Lied von Lou Reed, [05:40] Take a Walk on the Wild Side, She shaved her legs and he was a she. Der Ansatz von Marsha P. Johnson war ganz einfach, nämlich auf einmal für Befreiung, für Emanzipierung in sämtlichen Bereichen zu kämpfen. Sie hatte nur so eine Highschool-Ausbildung, aber sie war klug genug zu begreifen, dass Diskriminierung nicht nur aus einer Richtung kommt. [06:12] Und dass gemeinsam die Betroffenen, sowohl innerhalb der LGBT-Community, mit den verschiedenen Facetten, den verschiedenen Farben sozusagen, auch mit Verbundenen außerhalb, mit Feministen außerhalb, mit Bürgerrechtlern außerhalb der Community dafür zu kämpfen. Nun, obwohl sie heutzutage nach und nach als Helden der Stunde betrachtet wird, [06:41] hat das eigentlich lange gedauert. Laura [07:00] 1969 aus sie den ersten stein von stonewall geworfen hat mit stonewall meint michaela den stonewall aufstand der 69 in new york city statt dabei ist das stonewall inn eine bar in der christopher street die gern von queeren menschen besucht wird nachdem in den 60ern immer und immer wieder gewalttätige razzien im stonewall inn und ähnlichen bars durchgeführt wurden hatten die besucher in der nacht vom 28 juni final keinen [07:23] bock mehr und vertrieben die polizistinnen gewaltsam in den folgenden tagen solidarisierten sich andere queere menschen sowie die nachbarschaft von greenwich village mit den prostituierten das stonewall in fünf tage lang kam es wiederholt zu auseinandersetzungen mit der polizei und um den aufstand ein jahr später zu gedenken organisierteierte die Bewegung den Christopher Street Liberation Day. Und aus [07:48] diesem Straßenumzug entstand die Tradition, im Sommer weltweit den CSD zu feiern. Speaker A [08:00] Ich war damals knapp sieben, acht Jahre alt. Ich habe das im Fernsehen gesehen und ich erstaunlich aufgeschlossene Oma, was der Begriff transsexuell bedeutet, weil der Begriff würde ich schon damals gebraucht. Transgender noch, [08:24] nicht transsexuell. Und sie erklärte mir und so weiter und so fort. Und ich war natürlich in der Präpuberität, aber ich wusste schon, dass sie queer war. Und hatte mich schon als Mädchen mehrmals angezogen, mich mehrmals geschminkt, etc. Ich fühlte mich dabei auch sehr wohl. Schämte ich mich nicht im Gewingsten. Es war trotzdem eine [08:49] geheime Sache weitgehend. Nicht, weil ich mich schämte, sondern weil ich mich schützen wollte. Jungs, andere Kinder, auch andere Mädchen können manchmal sehr brutal sein, wenn etwas außer Norm ist. Wenn jemand sozusagen aus dem Rahmen tanzen will. Und ich sage, okay, wer aus dem Rahmen tanzen will. Und ich sage, okay, wer aus dem Rahmen fehlt, hat eigentlich mehr Platz, aber gut, hat auch mehr Platzwunden in der Jugend sowieso. Und da sehe ich so, [09:21] was da in New York geschah, in Greenwich Village. Friere Menschen, die auf die Straße gingen, unter Schwarz, Weiß, Hispanisch etc. etc. Himmel und Erde schienen so in Bewegung zu sein, Nifa. Warum auch nicht? Es gab so viel Diskriminierung. [09:48] Kurz nach Stonewall wird Marsha P. Johnson irgendwie marginalisiert worden, und zwar innerhalb der Bewegung selbst. Sie müsste nicht lediglich gegen die heteronormative Gesellschaft da draußen kämpfen. Sie wurde auch von Kräften innerhalb der LGBT-Community marginalisiert und dann auch von anderen Feministen, weil die nicht so [10:13] damit einverstanden waren, dass eine schwarze Prostituierte von der Straße unbedingt irgendetwas Wertvolles über die Befreiung von Frauen zu sagen hätte. Auch die LGBT-Community, die vermeintlich bunt war, war primär weiß gefühlt. Also Marcia hatte ihre Pflicht und Schuldigkeit getan, aber die durfte nicht so richtig mitreden. [10:40] Die Revolution frisst nicht nur ihre eigenen Kinder, frisst auch mal ihre Mutter. Und damit nicht genug. Selbst als schwarze Person wurde sie von den Civil Rights Aktivisten weitgehend ignoriert. Wieso denn? Warum kam es dazu? Man dürfte nicht vergessen, dass die sehr wertvolle Bürgerrechtsbewegung von Schwarzen in den Vereinigten Staaten eher [11:11] wertkonservativ war. Natürlich sozial aufgeschlossen im Sinne von Bürgerrechte für alle. Aber was die sogenannten Werte betraf, da war die Bewegung ziemlich konservativ, von Baptisten, Predigern und so weiter geführt. Nicht, dass die einen Hass auf Gays und Queers hatten, aber in der Regelha P. Johnson als schwarze, feministische Transfrau mitmarschiert. Laura [11:53] Wenn sie damals marginalisiert wurde, wie bist du dann auf sie gestoßen? Also wann hast du dich auch so mit queerer Geschichte oder mit Feminismus auseinandergesetzt? Speaker A [12:02] 1969, als Sturmwahl geschah und als ich das bewunderte und mir selbst Fragen stellte, auch nicht nur meiner aufgeschlossenen Oma, sondern auch mir selbst Fragen stellte, als ich vor dem Spiegel stand. Dann genau zehn Jahre später, 1979, war ich an der anderen Küste, quasi schon am anderen Ufer meines Lebens. [12:32] Aber an der anderen Küste, ich war nämlich in San Francisco. Es war ein Paradies für queere Leute. paradies für kühre leute in new york war es eher sag ich mal in süden in greenwich village konzentriert wo auch marsch sehr viel unterwegs waren vor sturm war räumlich ein bisschen kleiner aus in san francisco und san francisco waren gründungen fast alles geht es so egal wo du warst und damals habe ich dann live also nicht im fernsehen sondern live diesmal meine erste Pride Parade erlebt. [13:08] Auch als junger Hochschulstudent, Offiziersanwärter etc. war es für mich faszinierend, gerade auch deshalb. Ich war katholisch erzogen worden und kämpfte auch mit mir selbst innerlich schon in meiner Jugend, in meiner Privatität. Und dann mit 17 hart auf die Achsen zu gehen, das zu erleben und zu sehen, wie diese Menschen da frei umliefen, sozusagen. Und zu sehen, einige, die bei Stonewall gewesen waren und mit denen zu reden. Erst dann in San Francisco, über Marsha P. Johnson. [13:58] Also ich hatte nur zehn Jahre zuvor nur Stonewall gesehen. Und wie gesagt, dann war das schnell vom Fenster wieder das Thema. Und dann erst an der anderen Küste habe ich über Marsha P. Johnson erfahren. Und es hat mich fasziniert. Dann viel später, nicht allzu viel später im Leben, habe ich sie dann in New York ein paar Mal unterwegs gesehen. [14:26] Bedauerlicherweise hatte ich noch nicht die Fragen, die ich heutzutage habe. Sie war einerseits als Hurre angesehen, andererseits fast als Heilige. So eine Art Mutter Therese. Sie hatte sich um ihre Mitmenschen auf der Straße gekümmert. Die hatte wenig Geld, obwohl sie sich immer sehr extravagant angezogen hatte. In Secondhand sah sie erst [14:52] klassisch aus, sage ich mal so, und sie hatte wenig Geld, trotz gewissen Erfahrungen mit Menschen wie Andy Warhol, der sie auf die eine oder andere Weise auch porträtiert hat und so. Aber im Grunde genommen lebte sie vom Strich und hatte nicht viel Geld. Aber das, was sie hatte, gab sie für andere aus. Und zusammen mit Sylvia Rivera, auch ein Straßenkind, auch Transfrau aus hispanischen Verhältnissen, die haben gemeinsam im Grüne genommen einen Hilfsverein für Transgender Personen auf der Straße gegründet. Von den jeweiligen Bewegungen der Zeit war sie sehr aktivistisch, sehr tätig und sehr aufopfernd. Laura [15:46] Wenn du noch mehr über das Leben und Wirken von Marsha P. Johnson erfahren möchtest, kannst du auf YouTube den Film Pay It Now Mind – The Life and Life of Marsha P. Johnson. [16:20] Das Life im Titel steht jedoch wenig im Vordergrund. Tatsächlich geht es vielmehr um ihren Tod. Der war nämlich nicht weniger politisch aufgeladen als ihr Leben. Nachdem ihr lebloser Körper 1992 im Hudson River aufgefunden wurde, stufte die Polizei ihren Tod ohne große Umwege als Suizid ein. Freundinnen und Bekannte bezweifelten das aber und warfen der Polizei vor, es sich zu [16:44] leicht zu machen. Während die Polizei sich womöglich dachte, dass Marsha aufgrund ihrer prekären Lebenslage Grund genug zum Suizid hätte, gab es zum einen Anzeichen, dass Marsha am Abend zuvor verfolgt wurde und zum anderen ist es allgemein bekannt, dass schwarze Transfrauen einem hohen Risiko ausgesetzt sind, Gewalttaten zu erfahren. Ich denke, darauf aufmerksam zu machen und nicht einfach einen Haken hinter ihren Tod zu setzen, [17:10] ist total wichtig. In der Doku wird das Ganze also nochmal aufgerollt und der Todesfall kann immerhin auf ungeklärt eingestuft werden. Würdest du denn unterscheiden zwischen Queer-Feminismus und intersektionalem Feminismus? Speaker A [17:25] Könnte ich. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass so etwas der Gestalt aufzuteilen, Gefahren in sich birgt. Zuerst einmal müssen wir die Begriffsbestimmung haben. Wie würdest du das denn unterscheiden? Selbst in der LGBT-Community sind wir uns nicht immer so einig, was genau die einzelnen Buchstaben dieses Buchstabensalates bedeuten, [17:52] wie umfassend die sind, und so LGBT, dann warum QQ ist queer, Q umfasst alles, und dann E und dann A. So, vielleicht erklärst du mir, wie du das dann unterscheidest. Kann ich gerne reinspringen. Laura [18:08] Die Frage stelle ich mir auf jeden Fall auch. Also ich hatte jetzt queer als Umbrella-griffen so verstanden und ich nutze das jetzt auch mehr oder weniger synonym zu dem buchstaben salat wie du sagst und ich hätte jetzt queer feministisch und intersektional feministisch noch mal unterschieden das intersektional noch mal weiter denkt also [18:31] noch mal mehr diskriminierungsformen mit bedenkt also sei es auch alter behind Behinderung, Rassismus und so weiter. Speaker A [18:39] Richtig. Okay, die Intersektionalität umfasst im Grunde genommen alles. Es ist A und O. Wenn wir damit anfangen würden, das alles so aufzuteilen, dann wäre es de facto insolidarisieren, fände ich. Es ist schon schwierig genug, diese ganzen Farben des Regenbogens zusammenzuhalten manchmal. [19:05] Gerade in der Hinsicht möchte ich betonen, was wir gemeinsam haben. Laura [19:11] Uneinigkeiten in der Community sind wohl vorprogrammiert. Man ist eben keine homogene Masse. Dennoch finde ich ganz interessant zu beobachten, dass sich der queeren Community ursprünglich unterstellt hätte, nicht besonders zersplittert zu sein. Nicht so wie bei Feministinnen, wo, denke ich ich recht verbreitet klar ist dass es viele perspektiven gibt die sich auch widersprechen vielleicht hat die queere community das schon mehr anders gehabt [19:36] zusammenzustehen sei es stonewall oder die aids krise das ist zumindest punktuell so schlimm so nicht mehr zum aushalten war dass es leichter viel über unterschiede hinweg zu sehen nur so ein gedanke eine befreundete filmproduzentin erzählte mir dazu wir waren auch dann viel im Vorhinein auf LGBT plus Filmfestivals, um mal den Stoff zu pitchen und zu gucken, wie kommt das da eigentlich so an? [20:03] Interessanterweise ist es ja so, dass es ja auch innerhalb der Community dann ganz viele verschiedene Ausgrenzungsmechanismen auch untereinander gibt. Das fand ich auch nochmal wirklich interessant zu merken, okay, auch innerhalb dieser queeren Szene gibt es auch wahnsinnig viel diskriminierung ich habe schon vorhin erwähnt dass in der queeren community kritisiert wird dass die belange [20:27] homosexueller weißer männer viel zu sehr im vordergrund stehen so werden interpersonen bei lgbtqia plus zwar mit genannt sie sind allgemein aber nicht für ihre forderung babys nicht mehr sinnlos umzuoperieren sondern eher für all gender toiletten bekannt und das erhitzt bekanntlich die gemüter des main streams gleichzeitig macht es nur begrenzt sinn weil sich die meisten [20:50] interpersonen klar männlich oder weiblich zuordnen und gar kein problem mit der toilettenwahl haben und wenn sie das problem haben wollen sie trotzdem nicht für so eine leidige diskussion instrumentalisiert werden anders ausgedrückt nutzt nicht den buchstaben ein lgbti qa plus wenn ihr I am Ende eh vergesst. Ja, und jetzt bring mal die queere und die feministische Community zusammen. [21:15] Was braucht es dafür? Speaker A [21:17] Zum einen mehr Durchhaltevermögen, zum anderen mehr Solidarität innerhalb der Bewegung. Die Bereitschaft zu begreifen, dass die Solidarität uns alle vorantreiben kann. Ich möchte erwähnen, warum es für mich so wichtig war, Kontra zu J.K. Rowling zu geben. [21:38] Also J.K. Rowling mit ihren Behauptungen, mit ihren eindeutig transphoben Taken, im grünen genommen über Twitter und das neue Buch von ihr unter dem Namen, also unter dem Pseudonym Robert Galbraith. Interessant, dass sie ausgerechnet den Namen erwähnt, weil das ist auch der Name eines Mannes, der für die Konversion-Therapie sehr bekannt ist, [22:09] also sehr anti-homosexuell. Laura [22:13] Das finde ich so krass. J.K. Rowling, was ist los? Wer diesen Podcast hier bisher kleinlichst lauschte, hat mitbekommen, dass ich sie als Role Model begriff. Eine alleinerziehende Frau, die sich in einem Café in Edinburgh mit ihren Zaubereigeschichten aus der Misere und in die Herzen von Millionen von Kindern und Jugendlichen eigentlich ins Herz der ganzen Welt schrieb. Und nun? Statt über Trolle in Hogwarts zu schreiben, trollt sie nun selbst auf Twitter rum. So solidarisierte sich J.K. Rowling Ende 2019 in einem Tweet mit der Steuerexpertin [22:49] Maya Forstater. Deren Arbeitsvertrag wurde nicht verlängert, sie trans person belästigt und mit deren toten namen angesprochen hatte vorstädter konnte nicht akzeptieren dass ein mensch der zur geburt ein männliches geschlecht zugeschrieben bekommen hatte jemals eine frau sein kann sie klagte dann gegen ihren ehemaligen arbeitgeber und präsentierte sich dabei als verfechterin des feminismus und der meinungsfreiheit sie hätte [23:16] ihren job ja nur verloren weil sie das biologische geschlecht für real hält und daran schließlich jk rowling in ihrem tweet an vorstädter verlor dann weil ihre äußerung gegen grund und menschenrechte verschließen und anfang juni dann diesen jahres machte sich jk rowling dann über einen text lustig der von menschen die menstruieren sprach sie [23:39] schlägt vor doch einfach von frauen zu sprechen dabei übersieht sie nur leider dass nicht alle menschen die menstruieren frauen sind trans Transmänner zum Beispiel. Und auch nicht alle Frauen menstruieren, zum Beispiel Transfrauen. Frauen und menstruierende Menschen können also nicht gleichgesetzt werden. Rowling hat für all das kein Verständnis und macht es eher lächerlich. Und das empfinden [24:02] viele aus der queeren Community als ignorant, inter- und transfeindlich. Außerdem publiziert sie, wie Michaela schon meinte, unter dem Namen Robert Galeve. Und tatsächlich gab es einst einen Nervenarzt namens Robert Galebrave Heath, der von 1915 bis 1999 lebte, der als Vorreiter der Konversionstherapie versuchte, Speaker A [24:26] Homosexuelle mittels Elektroschocks zu heilen. Insofern betrachte ich diese Angriffe von J.K. Rowling übrigens nicht lediglich als transphob, sondern eigentlich überhaupt als LGBTQ-feindlich und dann auch als antifeministisch. Weil das, was sie vertritt, ist das, was die TERFs vertreten. [24:54] Und die TERFs sind meines Erachtens antifeministisch, sehr exkludierend. Laura [25:01] TERF, also T-E-R-F, steht für Trans Exclusionary Radical Feminist, trans exclusionary radical feminist also radikale feministinnen die trans person ausschließen hörst behaupten dass es nur zwei geschlechter gibt und dass sie durch körperliche merkmale voneinander zu unterscheiden sind deswegen weigern sie sich trans frauen als frauen anzusehen und Speaker A [25:25] behaupten oft dass trans männer den feminismus verraten würden die sind mit sich selbst nicht Aber sie versucht, die verschiedenen Nischen der Bewegung auseinanderzubrechen. Und das macht keine echte Feministin. Das macht eine Frau, die sozusagen das Leben von beiden Ufern aus kennt. [26:04] Wenn sie mit sich selbst im Klaren wäre, dann hätte sie keine Zeit dafür. Wie arm muss man sein, wenn man wie J.K. Rowling eine Milliarde auf dem Konto hat ist, dass sie das Reichtum der eigenen Existenz nicht genießen kann. Laura [26:28] Ich hatte hier, ich habe es ja auch, dieses Buch zur Vorbereitung gelesen. Das ist so ein Graphic Novel und da wurde auch eine, so eine TERF-Argumentation präsentiert, dass die irgendwie nicht verstehen, wenn trans Menschen nicht den Geschlechterrollen entsprechen und ja dann eben als Junge man sich gerne schminkt und irgendwie gerne Kleider anzieht und so weiter. [26:53] Warum man sich dann unbedingt auch wirklich in das andere Geschlecht dann vom Aussehen her und so begeben muss, weil das ja dann auch wieder sehr in binären Strukturen gedacht ist. Speaker A [27:04] Die Frage ist so gestellt, als würde die Person, die diese Frage stellt, als würde sie nicht begreifen, dass sie eigentlich anderen Menschen vorschreibt, wie sie so leben. So die sagen einerseits Hey, es gibt nur zwei Geschlechter, Männlein, Weiblein. Und dann sagt man ja okay, ich bin Weiblein. [27:33] Nein, nein, bist du nicht. Du bist Männlein. Nein, ich bin Weiblein. Nein, bist du nicht. Und es ist so ein Hin und Her. Aber im Grunde genommen schreiben sie uns vor, in welcher Schublade wir zu residieren hätten, anstatt die Freiheit der Menschen zu betreten, sich selber zu entscheiden. gibt es gibt nicht lediglich die biologische ebene des geschlechtes es gibt auch das psychosoziale [28:15] ebene des geschlechtes gender ebene es ist wissenschaftlich erwiesen dass es auch diese ebene der sexualität gibt der transgender mensch spürt schon meist schon ziemlich früh hey ich Hey, ich landete irgendwie in der falschen Schublade. Das ist kein Vorwurf, das wir gegen die Biologie machen. Es ist erst einmal gegen die Gesellschaft, die sagt, okay auch über das biologische hinaus existiert. [29:05] Und ich möchte den Rahmen haben, um das zu explorieren, um das frei zu erleben. Sei der neue Rahmen auch zuerst einmal eine Schublade. Wenigstens möchte ich diese Schublade wählen können. Ich weiß, man kann nur so viel machen mit der Wissenschaft, [29:36] aber das ist, wo ich mich wohlfühlen kann. Ich muss nicht meine Herkunft leugnen, aber ich muss das Recht dazu haben zu sagen, hey, die andere Schublade gefällt mir besser. Laura [29:47] Ja, lasst uns unsere eigene Schublade aussuchen oder ganz neue bauen. Caroline Emke schreibt in ihrem Buch Wie wir begehren. Wer eine weiße Hautfarbe hat, hält die Kategorie Hautfarbe für irrelevant, weil im Leben eines Weisen in der westlichen Welt Hautfarbe irrelevant ist. Wer heterosexuell ist, hält die Kategorie sexuelle Orientierung für [30:11] irrelevant, weil die eigene sexuelle Orientierung im Leben eines Heterosexuellen irrelevant sein kann. Wer einen Körper besitzt, in dem er oder sie sich wiedererkennt, dem erscheint die Kategorie Geschlecht selbstverständlich, weil dieser Körper niemals in Frage gestellt wird. Caroline Emcke begann in ihren 20ern Frauen zu lieben, Linus Giese und Jérôme Zé Robinette [30:38] in ihren 30ern ihre Transition. Wie kann es sein, dass sie vorher offiziell mehr Rechte hatten als nachher? Ja, also wenn ich morgen anfangen würde, Frauen zu lieben, hätte ich de facto weniger Rechte. Vor allem Trans-Personen sind an einem viel größeren Risiko ausgesetzt, Gewalt zu erfahren. Einfach nur, weil sie trans sind. Das macht keinen Sinn. Lass uns das bewusst machen und nicht auf mit Feminismus getarnte Transfeindlichkeit oder irgendein Bullshit reinfallen. [31:05] Denn solche Positionen sind eine Bedrohung für alle Menschen, die sich an der Zwangsordnung von männlich-weiblich stören. Und auch wenn soziale Bewegungen immer auch von Widersprüchen geprägt sind, ist der Kitt, der uns zusammenhält, Solidarität. Wir können das aushalten, wenn wir uns, egal ob betroffen oder nicht, für die Probleme anderer interessieren und einsetzen. Speaker A [31:27] Neulich war World Lesbian Day und ich habe meine Schwestern rund um die Welt, Grüße Geschichte und so weiter und ich habe dann auch gesehen, inzwischen gibt es auch sehr viele lesbische Coming-out-Dieter, wie damals von Small Town Boy und anderen. Gut, dass es auch so gibt, weil es notwendig ist, immer [31:50] wieder zu betonen, dass die Homosexualität und sage ich eindeutig auch die Transsexualität, Ja, natürlich, urnatürlich. Was könnte natürlicher sein, was uns Menschen betrifft, als die Neigung, autonom über sich zu entscheiden, [32:17] wie Mann oder Frau aus Person leben will. Das ist urnatürlich. So, noch lange vor der Geburtsstunde der Normen. Das Natürliche war schon lange da. Und das zu leugnen warum denn auch warum leugnen was da natürlich ist leider ist es für viele nicht so selbstverständlich aber so zu leben so zu lieben wie man will Laura [32:54] das könnte nicht natürliche sein natürlich doch sie liegen falsch denn in dieser kultur wird manche theorie alt und dann haben sie jahrhundertelang Unsinn gequatscht. Speaker D [33:05] Da wie mein Freund, wir hatten dich unter Verdacht. Other speaker [33:08] Gehen ganz ehrlich, ich tu mich damit schwer. Laura [33:10] Wer Natürliches gerne mit natürlichen Begebenheiten aus dem Tierreich begründet, kann ja gerne mal in Queere Tiere von Suki reinhören. Das Interview ist hiermit zu Ende, aber wenn du noch mehr von Michaela sehen und hören möchtest, kannst du das unter michaela-dadley.de oder diva-in-diversity.de tun. Auf Instagram findest du sie unter [33:33] dr.michaeler.dadley. Dort hat sie auch Ausschnitte ihrer Auftritte bei Dreisat geteilt, wo sie einmal Konter gegen J.K. Rowling gibt und einmal eine Hommage an Marsha P. Johnson zu sehen ist. Zugegeben, als ich begann, die Graphic Novel Queer zu lesen, knarzte es in meinem Kopf. Wie auf einem Dachboden wurden eh schon morsche Balken zersägt, nutzlose Trennwände eingerissen und die Dachfenster aufgesperrt, um Frischluft reinzulassen. [34:07] Solche Umbauarbeiten tun weh und nerven auch ganz schön. Aber als sich der Raum dann lichtete, war ich begeistert. So frei kann sich das anfühlen? Verrückt. Das war immerhin ein Einblick. Mein bevorzugtes Leben in Normen ist ja nun nicht von jetzt auf gleich einzustürzen, aber es freut mich anzuerkennen, dass diese Vorgaben eine Hilfe gegen Orientierungslosigkeit waren und jetzt eben unbequem werden und ich sie auch einfach nicht mehr brauche. Ich muss [34:36] weder einem bestimmten Frauenbild entsprechen, noch muss meine Sexualität für immer festgelegt sein. Das ist gut zu wissen. Und solange diese gesellschaftlichen Normen von Cis-Geschlechtlichkeit und Heterosexualität zufällig zu mir passen, habe ich einiges an Ressourcen weiter über andere Perspektiven zu lernen, mich mit ihnen zu solidarisieren und andere dafür zu sensibilisieren, die Queersein immer noch für einen Trend halten. [35:04] Und nun erwartet uns noch das feministische Tagebuch, besser gesagt Queer-Feministische Tagebuch, wo fing eigentlich meine feministische Reise an? Speaker C [35:31] Weißt du noch, wie leid ich es war, als Femme das Kompliment zu erhalten, ich sehe ja gar nicht aus wie eine Lesbe, als ob lesbisch aussehen was Schlechtes wäre? Wie oft hatte ich früher noch das Gefühl, mein lesbisch sein vor Haten wie Homos beweisen zu müssen? Und wie viel Angst hatte ich vor den Bewertungen, als ich auf einmal entdeckte dass ich die eigene sexualität auch verändern kann wie oft war ich es leid so dreist gefragt zu werden ob einem denn [35:55] da nichts fehlen würde sprich ein penis oder während der beziehung denn nun der mann wäre und gleichzeitig mir aufgrund meiner äußerlichen erscheinungen die rolle der frau zu schrieben meine antwort darauf meist also wenn du damit meinst dass man karrieregeiler ist und seine wäsche um anstatt im wäschekopf verteilt während frau mehr putzt und kocht, dann wäre ich definitiv der Mann. Deine Lesben-Pornos waren wie [36:20] zu erwarten schlechtes Aufklärungsmaterial. Aber ich bin noch nicht hier, um dich über lesbischen Sex aufzuklären und mein Sexleben geht dich auch verfickt nochmal nichts an. Letzteren Satz hätte ich immer gerne gesagt, wenn ich nicht wie zu oft zu freundlich zu diesen Ekelpaketen gewesen wäre. Also geht es weiter. Sodass einem dann unterstellt wird, dass ich ja noch nie richtig von nem Kerl gefügelt worden wäre, während er sich von mir aufprotzt, um mir mit seinem Macho-Gehabe zu zeigen, dass er ja gewiss der potente Adonis wäre, der mir mal so richtig zeigen kann, wie es ist, es von einem Mann so richtig besorgt zu bekommen. [36:53] Mir wird schlecht. Es reicht mir, dass allein aufgrund unserer Erscheinung queeren Menschen eine Rolle von Mann oder Frau zugeschrieben wird. Und wer nicht passt, erntet verwunderte, überhämische bis angewiderte Blicke. wie am Hermannplatz, mit Glasflaschen beworfen und als scheiß Homos und Schwuchteln beschimpft zu werden, weil man offen queer lebt und scheinbar auch noch Spaß daran hat. Es reicht mir, dass queer sein immer noch anders sein bedeutet und auch viele LGBTQIA plus Personen den Druck verspüren, [37:24] sich dem heteronormativen System, in dem wir alle leben, anpassen zu müssen. Es reicht mir, dass heterosexuelle Männer sich an lesbischer Liebe aufgeilen und schwule Liebe abwerten und auf Analverkehr reduzieren und sagen, die sollen mich ja nicht anfassen. Es reicht mir, dass Menschen und meinem Erleben nach insbesondere Männer immer noch nicht frei zu ihrer Sexualität stehen können, da sie, wenn sie nicht dem heteronormativen Bild von [37:48] Männlichkeit entsprechen, als schwach und verweichlicht wahrgenommen werden, ergo als weiblich und damit nicht als vollwertig. Und dies, wie in meinem Fall, dazu geführt hat, dass ein armes rechtes Würstchen, der unter anderem auf seine eigene Sexualität und verinnerlichte Homophobie nicht klarkam, in queere Menschen krankenhausreif geschlagen hat, bis er es geschafft hat, einen von uns umzubringen. Vor allem reicht es mir, dass all das mit den [38:14] patriarchalen Strukturen, in denen wir leben, zusammenhängt und dass das immer noch viel zu wenige sehen, dass auch ich immer noch brauche, um all das zu sehen, zu verarbeiten und zu verstehen. Und mir reicht noch viel mehr. Allein in unserer Szene gibt es noch so viel zu tun, denn wir alle sind in diesen patriarchalen Strukturen aufgewachsen, niemand von uns ist frei davon. Und nur weil etwas queer oder homo ist, ist es noch nicht gleich feministisch. Aus [38:41] meinem schillernden, angeblich diskriminierungsfreien Gay Paradise aufzuwachen, war wohl einer der härtesten Realitätsjobs, nachdem ich feststellen musste, dass es misogyne Schwule und Maskulinisten sowie rechte LGBTs gibt. Es wird Zeit, dass wir Diskriminierung, Gewalt und toxische Männlichkeit sowie Weiblichkeit auf allen Ebenen und in allen Szenen angehen. Dass wir uns unseren eigenen, internalisierten, patriarchalen Werten [39:10] und Vorstellungen stellen. Dass wir unseren inneren Kritiker, der andere und uns selbst schlecht macht, loslassen und damit den Mut zeigen, für andere aus unserer heteronormativen, sexistischen Komfortzone herauszutreten, um Menschen zu akzeptieren, wie sie sind. Wie auch für uns selbst einzutreten und uns zu lieben, wie wir sind. Es wird Zeit, dass unsere Vielfalt nicht mehr nur durch weiße, dünne, psychisch und körperlich uneingeschränkte [39:37] Hetero-Cis-Efas und Adamse unterrepräsentiert wird. Es wird Zeit für eine Welt, in der Sexualität und Gender auf einem Spektrum fließen dürfen und jeder Mensch zu sich selbst finden darf. Es wird Zeit für mehr Laura [39:56] intersektionalen Queer-Feminismus. Wenn du auch von deiner feministischen Reise erzählen möchtest, schau mal unter feminismus-mit-vorsatz.de mitmachen. Da findest du eine kleine Anleitung dazu. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Michaela Dudley für das Interview, bei allen SprachnachrichtlerInnen, bei Marco, der geduldig noch einige Nachfragen beantwortete, bei Alessa, die das Skript [40:24] gegengelesen hat, dem Projekt Kiezchor, der mich jetzt im Lockdown frohlockend daran erinnert, dass ich auch mal Hobbys hatte, Jasmin, die schon wieder fleißig an einer Illustration für Social Media feilt und bei allen, die mir immer wieder motivierende Nachrichten schreiben, die dazu führen, dass ich mich auch nach einem Arbeitstag nochmal an den Podcast setze und es sogar schön finde. Ich verbleibe mit feministisch vorsätzlichen Grüßen. Tschüss!

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