Folge 6: Wir leben in einer Welt, widdewidde wie sie dem Manne gefällt
Ach wie schön ists doch manchmal, mich in meinen Privilegien zu suhlen und frank und frei behaupten zu können: "Feminismus? Brauch ich nicht!“ Blind und glücklich ignoriere ich eine Welt, in der Menschen aufgrund so vieler Dinge gleichzeitig diskriminiert werden können, dass sie es selbst gar nicht mehr zuordnen können. Ich schlafwandle durch eine Welt, die von Männern für Männer kreiert wurde. Denn er ist die Norm, sie und alle anderen die Abweichung. Aus dieser Perspektive werden Medizinbücher geschrieben, literarische Klassiker gekrönt, Autos getestet und Filme gedreht. Es ist gut für den Mann? Dann wird es schon irgendwie für alle passen.
Wir reisen diesmal von antifeministischen Tendenzen zur Intersektionalität, um dann festzustellen, wie sehr die Welt auf den Mann ausgerichtet ist und warum z.B. Gendern dann vielleicht doch ein bisschen Sinn macht.
DER Serientipp der Serientipps 2019 ist für mich ganz klar "Fleabag" mit Phoebe Waller-Bridge. Zu sehen auf Amazon Prime.
Auch ne Art Intersektionalität darzustellen ;) © ZAK, Martin
Shownotes zur Podcastfolge:
ZEIT-Artikel von Julia Friese: Unser Geschwätz von gestern
Gender-Glossar zu "Intersektionalität"
TED-Talk von Kimberlé Crenshaw über die Dringlichkeit von Intersektionalität
Zusammenhang von Gender und Klimawandel am Beispiel vom Tsunami in Sri Lanka
Zusammenhang von Gender und Race am Beispiel von von der Schule suspendierten schwarzen Mädchen
Reni Eddo-Lodge: Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche (S. 158) (günstig zu erstehen im bpb-Shop)
ZEIT-Artikel „Gendermedizin - Männer sind halt keine Patientinnen"
99% invisible Podcast mit „Invisible Women“-Autorin Caroline Criado Perez
ZEIT-Artikel „Verkehrssicherheit - Maßstab Mann"
Youtube-Video von Caroline Criado Perez über öffentliche Toiletten
Wikipedia-Artikel zu Androzentrismus
dissens Institut für Bildung und Forschung: Dieses Genderdings
Youtube-Video von Miley Cyrus: Santa Baby (with updated lyrics)
Häppi feministische Feiertage wünsche ich -
Dank Miley Cyrus auch mit dem passenden Songtext.
weiterführende Literatur & Links:
Tupoka Ogette: exit Racism - rassismuskritisch denken lernen
Frauen schreiben auch auf Instagram
Filmlöwin - das feministische Filmmagazin
Facebook-Gruppe „Feministische Filmkritik - Bechdel-Test“
Geschickt gendern: https://geschicktgendern.de/
1000Dank an alle Sprachnachrichter*innen, Tupoka Ogette vom „Tupodcast" und Vivi und Katha vom „Frauen schreiben auch“-Podcast
Coverdesign: Svenja Limke
Titelmusik: Louis Schwadron
Illustration von Lena Luisa Leisten
Bei mir war es Alice Schwarzer, mit der ich nicht in einem Topf landen wollte. Angela Merkel erscheint Parität (Gleichstellung) zwar „logisch“, aber Feminismus, hmmm, nee. In Interviews habe ich schon Frauen wie Collien Ulmen-Fernandes und Laura Malina Seiler höflich vor dem Feministin-Label zurücktapsen hören und Ronja von Rönne ist überhaupt erst auf meinem Radar erschienen, weil sie der Feminismus einst anekelte. Gut, dass sie bei der folgenden Preisverleihung ihres Arbeitgebers dankend ablehnen konnte und klar machte, dass sie den Text mittlerweile unreflektiert findet.
In der 6. Podcastfolge von „Feminismus mit Vorsatz“ erzähle ich ja auch vom ZEIT-Artikel „Unser Geschwätz von gestern“ von Julia Friese. Dort berichtet sie von ihrem Weg vom ignoranten Ich, dass den Feminismus nicht braucht, zum feministischen Ich.
Sie schreibt: „Und wie viele Male hatte es mich bereits regelrecht wütend gemacht, dass manche Frauen öffentlich erzählten, sie seien nicht feministisch und würden diese Bezeichnung für sich ablehnen, weil sie etwa glaubten, dass man sich individuell gegen die "vermeintlich strukturellen Nachteile" wehren könne. Oder sie lehnten den Feminismus ab, weil sie "Männern generell einfach nicht mit Hass begegnen wollten". Mutig, dachte ich dann immer. Nichts verstanden, aber trotzdem eine Meinung haben. Dabei war ich selbst mal eine dieser mutig-nichtswissenden Frauen.“
Eeees is' nich' einfach. Denn um feministische Forderungen durchbringen zu können, brauchen wir alle und nicht nur die, die sich durch die feministischen Klassiker gelesen haben und Patriachat richtig schreiben können. Wie wir dahin kommen? Entweder es läuft wie in der wunderbaren Illustration von Lena Luisa Leisten über Leidensdruck oder eben über Interesse. Oder?
Transkript
Die Folge als Text!
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[00:00:21]: Das ist Feminismus mit Vorsatz, der Podcast rund ums F-Wort, mit mir, Laura. (..) Frauen wurden lange dem Privaten zugeordnet und Männer standen in der Öffentlichkeit, regelten das gesellschaftliche Leben und gaben den Ton an. Mit dem Frauenwahlrecht 1918 und der einen oder anderen feministischen Welle schwappen die Frauen immer weiter Richtung Mitspracherecht und Machtposition. Ja, und um die Gleichberechtigung auch weiterhin vom Papier in die Realität zu hieven, setzen sich Feministinnen tagtäglich weiter ein. Gleichzeitig ist schon klar, dass sich einige bei so vielen Erfolgen denken, ja, ist doch schon alles erreicht. Und das denkt sich nicht nur der typische alte weiße Mann, sondern das Denken auf Frauen in ihren Zwanzigern. Julia Friese erzählt in ihrem Zeitartikel »Unser Geschwätz von gestern« eine Geschichte, die so gar nicht so oft erzählt wird. Der Weg vom ignoranten Ich, das den Feminismus nicht braucht, zum feministischen Ich. Sie beginnt damit zuzugeben, dass sie die Existenz von ihrem [00:01:26] Buch »Herzmist«, »Fünf junge Frauen, 33 Mädchengespräche über Liebe, Leid und Leidenschaft« normalerweise verschweigt. Denn die Veröffentlichung unter ihrem Studi-VZ-Namen ist zehn Jahre her und seitdem hat sich zum Glück einiges getan. Julia Friese vergleicht damals und heute und stellt fest, süß war ich und ein bisschen dumm. Sie schreibt aus heutiger Sicht »Und wie viele Male hatte es mich bereits regelrecht wütend gemacht, dass manche Frauen öffentlich erzählten, sie seien nicht feministisch und würden diese Bezeichnung für sich ablehnen, weil sie etwa glaubten, dass man sich individuell gegen die vermeintlich strukturellen Nachteile wehren könne. Oder sie lehnten den Feminismus ab, weil sie Männern generell einfach nicht mit Hass begegnen wollten. Mutig dachte ich dann immer, nichts verstanden, aber trotzdem eine Meinung haben. Dabei war ich selbst mal eine dieser mutig nichts wissenden Frauen. Ich habe mich sehr von diesem Artikel abgeholt gefühlt. Außerdem zeigt er nochmal, wie wichtig es ist, zwischen individuellen und [00:02:30] strukturellen Aspekten zu unterscheiden. Eben raus aus diesem Selbst ist die Frau zu kommen. Gleichzeitig fühle ich mich manchmal immer noch so, als würde ich auf einem Pendel sitzen. Ja, zum einen bin ich immer überzeugter von feministischen Forderungen und kann mir nur schwer vorstellen, diese feministische Brille wieder abzusetzen. Zum anderen ist mir die Dringlichkeit feministischer Forderungen nicht immer bewusst. Klar, der Podcast macht auch Arbeit und vielleicht will mich mein Kopf austricksen, indem er mir sagt, so wichtig ist das Thema auch wieder nicht. Es wurde ja schon viel erreicht. Chill mal. Aber dann führe ich mir wieder die Geschichten der ersten Folge vor Augen. Die MeToo-Geschichten, die Geschichten von Frauen, die nicht nur Frauenfeindlichkeit ausgesetzt sind, sondern auch Rassismus oder Homophobie oder Behinderten- oder Altersfeindlichkeit oder und und und. Und dann ist wieder klar, dass ich immer mal vergesse, warum Feminismus noch mal wichtig ist. Das ist eine sehr S04 [00:03:28]: privilegierte Perspektive. Ich bezeichne mich relativ ungern als Feministin, was nicht an meiner Einstellung zur Gleichberechtigung der Frau liegt, sondern vielmehr an der Begrifflichkeit selbst, weil ich einfach nicht per se für die Gleichberechtigung der Frau bin, sondern für die Gleichberechtigung aller Menschen. Also egal, ob Frau oder Mann oder jegliches anderes Geschlecht oder Hautfarbe, Haarfarbe, Nationalität und so weiter. Deshalb sehe ich mich ungern als Feministin an, sondern eher als Mensch mit einem ausgeprägten Gleichberechtigungs-Sinn. Denn sobald es eine Kategorisierung gibt in Feministin und Nicht-Feministin, wird man auch automatisch irgendwo verortet und man gehört zu einer Gruppe, die ein Ziel verfolgt. Wobei ich eher jemand bin, der eben einfach auch ein Bauchmensch ist und im Moment entscheidet, ob etwas gerecht oder ungerecht ist. Ich weiß, dass ich das auch nur aus einer privilegierten Situation heraus kann, nämlich weil ich in meinem persönlichen Leben mich weniger diskriminiert gefühlt habe für mein Geschlecht [00:04:34] als Männer, für ihres oder wegen meiner blunden Haare als Menschen mit roten, für ihre. Und habe mich halt meistens gerecht behandelt gefühlt oder es aber auch direkt versucht zu ändern, wenn es nicht so war. Und ich weiß auch, dass das nicht jeder kann, weshalb ich für den Feminismus aufstehe, wenn ich merke, dass mir jemand gegenüber sitzt, der antifeministisch oder sexistisch ist oder so. Aber ich gehöre auch zu den Leuten, die gerne mal Feministinnen ausbremst, wenn sie zu extrem oder für meinen Geschmack zu extrem in ihrer Haltung sind. Aber wie gesagt, das ist alles eher für mich eine Sache der Begrifflichkeit. Und du hattest ja in deinem ersten Podcast schon mal jemanden zitiert, dass Feminismus genau das ist, dass man alles machen kann, was man denkt, was gut ist. Und ich denke, dass ich das genauso mache oder versuche zu machen zumindest. Und ja, man sollte aufstehen für seine Rechte, aber man sollte auch aufstehen für andere Leute's Rechte. S07 [00:05:28]: Dieses Problem, dass Feminismus allein sich auf zu wenig bezieht, hat die US-Jura-Professorin Kimberley Crenshaw erkannt und den Begriff der Intersektionalität geprägt. Intersection bedeutet ja erstmal einfach Überschneidung oder eben Straßenkreuzung. Und Crenshaw beschrieb schon vor 30 Jahren, dass auch Diskriminierung wie so eine Verkehrskreuzung funktioniert. Verkehr fließt aus allen vier Richtungen. Er fließt mal in die eine oder in die andere Richtung und bei einem Unfall ist ein Fahrer oder eine Fahrerin schuld oder eben mehrere, die aus anderen Richtungen kamen. Wenn Kimberley Crenshaw diskriminiert wird, kann das daran liegen, dass sie schwarz ist. Es kann aber auch daran liegen, dass sie eine Frau ist. Es kann sogar sein, dass sie diskriminiert wird, weil sie schwarz und eine Frau ist. Feminismus schaut auf die Unterdrückung aufgrund des Geschlechts. Intersektionaler Feminismus dagegen bezieht alle weiteren Unterdrückungsformen, die auch eine Rolle spielen könnten, mit ein. Diese Ausweitung wurde notwendig, als schwarze [00:06:34] Frauen und Lesben sich nicht mehr im Feminismus weißer Mittelschichtsfrauen wiederfanden. Schon 1851 hatte Frauenrechtlerin und ehemalige Sklavin Sojourner Truth auf einer Frauenrechtskonvention gesagt, der Mann da drüben sagt, dass man Frauen dabei behilflich sein soll, in die Kutsche zu steigen, dass man ihnen hilft, über die Pfützen zu steigen und ihnen die besten Plätze gibt. Niemand hat mir je mit Kutschen, Pfützen oder besten Plätzen geholfen. Bin ich denn keine Frau? (..) Und genau die gleiche Frage stellte sich in den 1970ern dann wieder. Schwarze Frauen konnten mit weißen Frauen zwar über Unterdrückung aufgrund des Geschlechts reden, aber über Rassismus? Das Bild der Straßenkreuzung ist mittlerweile in die Kritik geraten. Zum einen gäbe es dann nur einzelne Überkreuzungen und zum anderen wären die Straßen vorher voneinander isoliert. Also das würde ja bedeuten, dass Menschen höchstens aus zwei sich kreuzenden Gründen diskriminiert werden, die an [00:07:37] sich nichts miteinander zu tun haben. Diskriminiert wird ja aus tausend Gründen, die auch miteinander zusammenhängen und sich gleichzeitig überschneiden können. Ja, Geschlecht, Sexualität, Hautfarbe, Nationalität, Körperklasse, Kultur, Religion, Gesundheit, Alter, Herkunft, Besitz, Nord, Süd, Ost, West und und und. Grundlegend weist Intersektionalität aber einfach darauf hin, dass Frauen eben nicht nur aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. Ja und ich hatte Bedenken, dass Feminismus meinen Podcast thematisch zu sehr einengen könnte. Je tiefer ich mich in dem Thema versenke, desto mehr merke ich, da ist unfassbar viel drin. Vor allem war mir vorher eben nicht klar, dass Feminismus so eng mit anderen Bewegungen verwoben ist. Zum Beispiel wie Klimawandel und Genderzusammenhängen. Während 2004, als der Tsunami Sri Lanka erreichte, die meisten Männer arbeiten waren, hielten sich die Frauen eher zu Hause auf und wurden zu spät von der herannahenden Katastrophe gewarnt. Außerdem mussten sie sich um die Rettung von Kindern und [00:08:40] Älteren kümmern. Das sind einige Gründe, warum viermal mehr Frauen als Männer starben. Oder Rassismus und Gender. Eine Studie von 2017 zeigte, dass schwarze Mädchen in den USA mit siebenfach erhöhter Wahrscheinlichkeit von der Schule suspendiert werden als weiße Mädchen. Und zwischen Sexismus und Diskriminierungsformen gibt es jede Menge Parallelen. Die Mechanismen sind ganz ähnlich. Soweit ich das lesen und hören konnte, müssen auch schwarze Menschen erst verstehen, dass sie jetzt nicht individuell wegen ihrer Persönlichkeit oder sowas diskriminiert werden, sondern dass alle Schwarzen das gleiche gemeinsame Problem mit Rassismus haben. Auch Rassismus ist ja strukturell. So kommen Menschen über die Beschäftigung mit Antirassismus zum Feminismus und andere vom Feminismus zum Antirassismus oder eben zu anderen Bewegungen. Renni Adelot schrieb sich mit ihrem Buch »Warum ich nicht mehr länger mit Weißen über Hautfarbe spreche« an die vorderste Front der Antirassismus-Literatur. Die Feminismusfrage [00:09:43] bekam trotzdem ein ganzes Kapitel. Denn auch sie hatte oft den Eindruck, dass Feminismus farbenblind ist und Hautfarbe einfach nicht so viel Sendezeit bekommt wie Girl Power. Andererseits schreibt sie davon, dass Feminismus ihre erste große Liebe war. Sie sagt, dass ihre feministische Denkweise der Ursprung ihrer antirassistischen Denkweise war und gleichzeitig ein gutes Werkzeug, um ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln. Renni Adelot redet nicht mehr mit Weißen, Tupaca Oguete nicht mehr mit weißen Männern. Naja, zumindest in ihrem Podcast. Tupaca Oguete ist Autorin von dem sehr empfehlenswerten Buch »Exit Racism« und hat nun auch ihren Tupodcast gestartet, in dem sie einmal im Monat mit schwarzen Frauen, die sie Schwestern nennt, spricht. In der zweiten Folge ihres Tupodcasts geht sie auf die Frage von einem Hörer ein und beantwortet, warum sie im Podcast nicht mit weißen Männern redet. Und ihre Antwort bringt für mich so gut rüber, in was für einer Welt wir leben, dass ich Tupaca nach dem Audioausschnitt gefragt habe. [00:10:43] Sie macht klar, dass es als schwarze Frau nochmal viel krasser wiegt, wenn du dein ganzes Leben lang nur weiße Männer öffentlich betreiben siehst. Ich denke aber, dass es jede und jeder schaffen kann, Tupacas Aussagen mehr oder weniger aufs eigene Leben zu übertragen. S02 [00:10:58]: Ich bin in einer Welt groß geworden, in der die Perspektive des weißen Mannes dominiert hat. Und das in quasi allen Bereichen, die mich umgeben haben. Von der Kultur, die ich konsumiert habe, der Bildung, die ich konsumiert habe, die Medien, die ich konsumiert habe, also Filme, Serien, Talkshows. Also in fast allen Bereichen meines Alltags war diese Perspektive präsent und dominant. Und diese Perspektive wurde mir gar nicht als Perspektive vorgestellt, sondern als Status Quo. Als das, was als gegeben gilt. Als rational und als objektiv. Und zur Folge hatte das, dass ich diese Perspektive oder diesen Status Quo nie hinterfragt habe oder zumindest lange nicht hinterfragt habe. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass meine Perspektive, meine Perspektive als schwarzes Mädchen und jetzt als schwarze Frau überhaupt valide ist. Dass ich eine haben darf, [00:11:59] dass ich gehört werden darf. Auch wenn dieser vermeintliche Status Quo mich ganz oft ausgeschlossen hat, mich ganz oft, fast immer, nicht mitgedacht hat, mich nicht gemeint hat und ich mich da auch nicht wiedergefunden habe. Und es hat ziemlich lange gedauert und viele Auseinandersetzungen, dass ich meine eigene Stimme gefunden habe. Dass ich begriffen habe, dass die weiße männliche Perspektive eine Perspektive ist von vielen. Und zwar die, die sich am mächtigsten darstellt und die, die am lautesten ist. Und dass ich auch begriffen habe, dass nur weil sie am lautesten ist, sie deswegen nicht die wahrste sein muss. Ich habe zum Beispiel Afrikanistik studiert in Leipzig damals und das Wissen über den afrikanischen Kontinent wurde mir vermittelt von weißen Männern. Ich habe International Business in Frankreich studiert und alle Fächer bis auf [00:13:00] ein Fach wurden von weißen Männern unterrichtet. Ich hatte dort auch ein Fach, das hieß Intercultural Competence oder so ähnlich, also interkulturelle Kompetenzen, wo wir ein Gespräch über Rassismus geführt haben. Und ich erinnere mich, dass fünf weiße Männer über Rassismus diskutiert haben, über meine Erfahrungen gesprochen haben. Und ich saß in diesem Raum und habe einmal versucht, was zu sagen und mir kamen die Tränen und ich war total emotional und ich hatte das Gefühl, meine Perspektive hat keinen Raum, ist nicht valide, ist nicht erlaubt. Und Tatsache ist, dass ich natürlich mit vielen weißen Männern spreche, täglich. Ja, also ich finde es einfach S07 [00:13:41]: noch krass. Auch dieses die weiße männliche Perspektive erhebt den Anspruch, objektiv, normal zu sein, als wäre es der gesellschaftliche Konsens. Und ich kann mir gut vorstellen, dass auch du einige Beispiele aus deinem Leben finden kannst, wo weiße Männer gesagt haben, wo es lang geht und wie etwas zu sein hat. Der Lehrplan in der Schule, deine Tageszeitung von heute, die letzte Kunstausstellung, Wikipedia oder dein Bücherschrank? Zumindest in meinem Bücherschrank befinden sich erst seit absehbarer Zeit mehrere Autorinnen. Im deutschen Unterricht waren es ja auch eher die Hermann Hesses, also nichts gegen ihn und Jorik Beckers und Friedrich Schillers und Goethe und so weiter. Also keine Simone de Beauvoir, Virginia Woolf, nicht mal eine Jane Austen und ganz sicher keine Maya Angelou oder Chimamanda Ngoza Adichie. Geradezu revolutionär war in meiner Schulzeit, dass wir Harry Potter von J.K. Rowling gelesen haben. Ist schon traurig. Wem das auch aufgefallen ist, sind Vivi und Katha vom Podcast Frauen [00:14:44] schreiben auch. Ich mag den und habe nochmal nachgefragt, was ihre Motivation war, damit zu S01 [00:14:50]: starten. Hi, wir sind Vivi und Katha vom Podcast Frauen schreiben auch. Und zwar sind wir seit Oktober diesen Jahres dabei. Wir sind beide im Bereich Schreiben verankert. Also ich studiere Literaturwissenschaft und Katha ist Journalistin und wir kennen uns schon seit dem Beginn unseres Studiums und haben unsere ersten Schritte im Feminismus auch gemeinsam gemacht. Deshalb ist uns aufgefallen, dass sowohl Journalismus als auch Literatur strukturell sehr patriarchal sind und der Kanon weitestgehend männlich geprägt ist. Und dann haben wir uns die Abiturlisten angeguckt, da waren für nächstes Jahr nur drei Frauen drauf und dann dachten wir, da machen wir einen Podcast drüber. Und da geht es dann halt darum, wie die Lesesozialisation so ist, um den Mythos Frauenliteratur und auch um Zahlen, also auch um Preise, wie Männer da bevorzugt behandelt werden, sowohl im Journalismus als auch in der Literatur. Genau und wir haben auf unserem Instagram-Kanal Frauen schreiben auch ganz schön viele Zahlen und Studien, die einfach untermauern [00:15:52] und immer wieder zeigen, wo das scheiß Problem liegt. Wir gehen davon aus, dass Sprache Wirklichkeit schafft und auch manifestiert. Zum Beispiel kann man nämlich sehen, dass Männer 71 Prozent der Worte in Literaturrezensionen sind männlich oder auch Männer antworten nur zu 8 Prozent auf die Tweets von Frauen. Noch eine andere Zahl, auf 100 Chefredaktionsstellen, die männlich besetzt sind, kommen 8 Frauen. Das nervt uns tierisch, es ist auch echt frustrierend, immer wieder zu merken, wie viel Weg noch zu gehen ist. Aber wir finden, dass eben ein Weg sein kann, sich damit einfach immer wieder zu beschäftigen. Ganz wichtig ist uns aber auch, das als Community-Projekt zu verstehen, das heißt, dass wir uns mega freuen, wenn unsere Hörerinnen und Hörer selber sagen, was ihr Lieblingswerk einer Autorin ist, weil wir das sehr, sehr, sehr, sehr gerne bei uns teilen. Hört doch mal rein und schenkt an Weihnachten doch mal lieber was von Frauen als von Männern. Das hast du schön gesagt, Katha. Ja, finde ich auch. Tschüss! S07 [00:16:49]: Auf dem Instagram-Account von Frauen schreiben auch findet sich zum Beispiel auch der Ausspruch, wenn wir Parität zwischen den Geschlechtern haben wollen, müsste der Georg Büchner Preis für die nächsten 45 Jahre an Frauen verliehen werden. Es gibt ja auch Vorschläge, wie ab jetzt nur noch Bücher von Frauen zu lesen. Das klang in meinen Ohren erst mal total absurd. Warum sollte ich das tun? Aber wenn ich bedenke, dass hunderte von Jahren nur Bücher von Männern gelesen wurden, (.) ja, dann macht das auch schon wieder Sinn. Also ich mache ja immer extra lange Pause zwischen meinen Podcast-Folgen, damit du auch für so feine Sachen wie Frauen schreiben auch Zeit hast. Also hör gerne mal rein. Dieses männlich geprägte unserer Kultur zeigt sich natürlich nicht nur in den Must-Reads unserer Zeit, sondern auch in den Must-Scenes. Vielleicht hast du dich auch schon gewundert, warum du irgendwie nicht so viel mit Stromberg, Jerks, Ritter der Kokosnuss, Fear and Loathing in Las Vegas oder James Bond anfangen kannst. Also das sind jetzt meine ganz persönlichen Beispiele, aber ich meine damit einfach Filme oder Serien, bei denen du schon ziemlich viel Empathie [00:17:55] aufbringen musst, um dich in diese Leute hinein zu versetzen, die einfach irgendwie gar nicht deine Lebensrealität widerspiegeln. Oder Filme und Serien, bei denen einfach ein fahler Beigeschmack bleibt. Ja, vielleicht geht es da einfach ganz schön viel um flachen, zum Teil sexistischen Humor, Gewalt, Frauen als Spielverderberin oder einfach als nett anzuschauenden Dekor. Ich habe jetzt keine Szenenanalysen von den genannten Filmen und Serien gemacht, ich erinnere mich aber, dass ich bei allen irgendwie aufgeschnappt hatte, dass ich das irgendwann mal sehen muss. So nach dem Motto, was, das kennst du noch nicht? Oder es ist dann soweit wahr, hat es irgendwie nicht so richtig gezündet. Sehr viel hoffnungsvoller blicke ich auf Serien wie Fleabag oder Pose oder Sex Education, die mittlerweile auf Streamingdiensten zugänglich sind. Also wenn man die gebucht hat. Auf filmlöwen.de kannst du dich über filmische Alternativen informieren und außerdem gibt es eine ganz spannende Facebook-Gruppe, die heißt feministische Filmkritik-Wechteltest. [00:18:59] Da scrolle ich mich ganz gern mal durch. Das waren jetzt Beispiele aus der Popkultur. Gruseliger wird es, wenn der Mann auch in der Medizin zur Norm wird. Aus dem Zeitartikel Männer sind halt keine Patientinnen, habe ich gelernt, dass Medikamententests überwiegend mit Männern oder männlichen Mäusen durchgeführt werden. An Frauen zu testen ist halt so kompliziert. Der Zyklus, Verhütung oder Wechseljahre bringen Hormonell ja ständig alles durcheinander. In medizinischen Lehrbüchern wird immer noch so getan, als wäre der Mensch geschlechtsneutral, weil in den Leitlinienkomitees eher 20 Männer und eine Frau sitzen als andersrum. Blöd nur, dass damit die Gesundheit der Frauen riskiert wird. Zum Beispiel braucht eine Tablette durch den weiblichen Körper doppelt so lange. In der Leber angekommen, werden bei Frauen andere Enzyme als bei Männern produziert und die wirken sich darauf aus, wie lange das Medikament wirkt und im Blut zu finden ist. Mal ganz abgesehen von den unterschiedlichen Körpergrößen und Fettanteilen. Frauen werden so [00:20:03] einhalbmal mehr Nebenwirkungen ausgesetzt. Das ausschließlich an Männern getestete Herzmedikament Digoxin verkürzte sogar das Leben einer herzkranken Frau. Und besonders krass fand ich die Unterschiede bei Herzinfarkten. Denn wahrscheinlich würde jeder und jede sagen, ja Herzinfarkt, das ist bestimmt sowas mit so Stechen in der Brust und so Schmerzen im linken Arm. Ja, so ist es auch, allerdings nur für Männer. Frauen erleben eher, dass sie sich irgendwie zittrig fühlen, ihnen wird übel, sie bekommen schlecht Luft und haben starke Bauchschmerzen. Die Symptome sind also viel unspezifischer und werden damit nicht gleich richtig eingeordnet und führen halt im dümmsten Fall zum Tod. Eine US-Studie zeigt, dass das Problem in den letzten Jahren erkannt wurde. Frauen sterben zwar immer noch häufiger, aber nicht mehr fast doppelt so häufig wie das mal Anfang der 2000er war. Das interessante ist ja aber, dass eben auch ich dachte, dass ich wenn dann stechende Brustschmerzen habe. Tatsächlich geht es aber nur einer von acht [00:21:04] Frauen so. Wenn du dich jetzt fragst, wie es kommt, dass die Podcast-Alte da mal ein Zeitartikel gelesen hat und nun der Meinung ist, mit medizinischen Facts um sich werfen zu können, ja so halt. Ich habe trotzdem immerhin eine Ärztin meines Vertrauens nach ihrer Einschätzung zu Tabletten, die länger durch den weiblichen Körper brauchen, die medizinische Lehre, die den Mann als Maßstab nimmt und unerkannte Herzinfarkte bei Frauen gefragt. Ja, also das mit den Medikamenten kann S03 [00:21:33]: ich einfach nicht sagen, weil ich das nicht weiß und das spricht dabei eher dafür, dass es mir nicht beigebracht wurde, weil ich schon brav in jeder Vorlesung war und das nie Thema war, dass es da Unterschiede gibt bei Mann und Frau. Als ich in der Uni war und gelernt habe oder jetzt auch in der Praxis bin ich ja immer weiterhin noch am Lernen, dass auch da einfach, ja da werden keine Unterschiede gemacht. Aber das heißt ja nicht, dass es beide einfach gleich behandelt werden, sondern das heißt in dem Fall, dass einfach der Mann ja als Maßstab genommen wird. Das kann ich dazu sagen und so ein Herzinfarktrisiko bei Frauen oder im Risiko daran zu versterben, das ist auf jeden Fall höher, weil eben wie du gesagt hast, die Symptome einfach andere sind. Das ist bekannt, aber es führt natürlich, also führt trotzdem immer noch dazu, dass es bei Frauen verkannt wird. S02 [00:22:18]: Zu diesem Thema schrieb auch Caroline Criado-Perez in ihrem Buch Invisible Woman. Sie war zu Gast beim 99% Invisible Podcast und berichtete dort noch von weiteren Beispielen. Darunter auch von Crashtest-Dummies, die beim Simulieren von Autounfällen lange Zeit 1,75 Meter groß waren, während es doch ganz gut wäre, wenn auch kleinere Insassen überleben würden. Da auch Frauen im Durchschnitt kleiner als 1,75 Meter sind, müssen sie sich weiter nach vorn setzen, um an die Pedalen und das Lenkrad zu kommen. Damit steigt für sie das Risiko, bei einem Auffahrunfall verletzt zu werden und in Zahlen heißt das, Frauen verletzen sich 47% häufiger und sterben 17% häufiger als Männer. Mittlerweile begannen AutoherstellerInnen mit diverseren Dummies nachzurüsten. Dabei sitzen die weiblichen Dummies natürlich eher auf dem Beifahrersitz, wo auch sonst. Bei den Tests und den Statistiken ist zwar aufgefallen, dass sich kleinere Menschen anders [00:23:20] verletzen und beispielsweise Knieairbags, verstellbare Pedalen oder besser einstellbare Lenkräder die Sicherheit verbessern könnten, aber Individualisierung kostet halt und wird insofern wahrscheinlich noch auf sich warten lassen. (.) Sehr nahbar fand ich auch das Beispiel öffentlicher Toiletten. Warum gibt's nach dem Kinobesuch eigentlich immer ne Riesenschlange vor dem Frauenklo und bei den Männern nicht? Naja, zum einen haben Männer zusätzliche Urinale und ihr Geschäft erledigt sich dadurch schneller. Zum anderen haben Frauen durchschnittlich öfter Kinder und ältere Personen dabei, denen sie helfen. Frauen müssen sich egal bei welchem Geschäft ausziehen und hinsetzen und haben tendenziell kompliziertere Klamotten an. Warum gibt's denn nicht gleich viele Pinkelmöglichkeiten für alle? Pro Urinal sollte es auch eine weitere Toilette bei den Frauen geben. Das würde aber auch bedeuten, dass Frauentoiletten mehr Raum einnehmen. Oder wir schaffen dieses Geschlechtergetrente einfach ab, davon wäre ich ja größter Fan. Dann müssen sich Männer mit Babys auch nicht auf die Frauentoilette stehlen, weil es nur [00:24:20] dort Wickeltische gibt. Dieses Männerzentrierte nennt sich auch Androzentrismus. Es ist diese gesellschaftliche Fixierung auf den Mann, der als Norm verstanden wird, während die Frau immer als Abweichung dieser Norm gilt. Caroline Criado-Perez erzählte auch davon, dass wenn bestimmte Designs nicht für Frauen passten, erstmal geschaut wurde, was denn eigentlich falsch mit diesen Frauen ist. Und nicht am Design. Also mal überspitzt gesagt, warum haben Frauen denn nicht einfach die gleichen Herzinfarktsymptome voll nervig, dann muss das ganze Lehrbuch ja umgeschrieben werden. (.) Um von dieser aufs Männliche fixierten Sichtweise wegzukommen, wurde unter anderem das Gendern erfunden. Ja, dieser neuartige Kram, der irgendwie unsere Sprache zerstört. Schon vorhin beim Feminismus, der besser Intersektionaler Feminismus heißt, wurde klar, dass Sprache eine krasse Rolle spielt. Und wenn Sprache den Anspruch haben soll, die Realität abzubilden, dann ist es schon sehr komisch, wenn Menschen meinen, dass allein männliche Bezeichnungen reichen oder ja dann [00:25:24] eh alle mit gemeint sind. (.) Es gibt da diese Geschichte. Vater und Sohn fahren im Auto. Sie haben einen Unfall, bei dem beide verletzt werden. Sie werden in ein Krankenhaus gebracht, in dem ein bekannter Chirurg arbeitet. Die Operation des Jungen wird vorbereitet, alles ist fertig. Als der Chirurg erscheint, blass wird und sagt, ich kann nicht operieren, das ist mein (.) Sohn. Ja, verwirrt. Die Lösung ist einfach, der Chirurg in der Geschichte ist einfach eine Chirurgin. Wenn zum ersten Mal das Wort Chirurg fällt, denken die meisten aber erst einmal an einen Mann im weißen Kittel. Abgesehen davon könnte der Junge in der Geschichte natürlich auch zwei Väter haben. Aber das zeigt doch, dass unsere Wortwahl einen klaren Einfluss darauf hat, was wir uns vorstellen. Und sie hat einen Einfluss darauf, was wir uns überhaupt vorstellen können und was wir für normal halten. Ursprünglich waren Frauen in der männlichen Form ja auch nicht mit gemeint. Diese maskulinen Bezeichnungen kommen ja noch aus einer Zeit, in der Frauen noch gar keine [00:26:26] Chirurginen oder sowas sein konnten. Dass sich das geändert hat, sollte sich vielleicht auch in der Realität unserer Sprache zeigen. (.) S00 [00:26:35]: Obwohl ich natürlich wahrgenommen werden möchte und auch sprachlich bedacht werden möchte, habe ich mir ganz, ganz lange super schwer getan mit gendergerechter Sprache. (.) Ich fand dann irgendwie oft, Studenten klingt irgendwie besser, als wenn man daraus jetzt noch StudentInnen macht oder beide Formen anspricht oder halt überhaupt mehrere Formen. Das hat mir sprachlich sehr gestunken quasi. Ich kann es gar nicht erklären. Ich kann gar nicht erklären, warum. Ich frage mich das aber irgendwie immer öfter und habe mich mittlerweile auch wirklich daran gewöhnt, nicht nur gendergerechte Sprache zu lesen, sondern versuche auch immer mehr, das in meinen eigenen Textbau einzubringen. Wobei es mir beim Sprechen tatsächlich immer noch am schwersten fällt, muss ich sagen. Dabei stört es mich gar nicht mehr, wenn andere das in ihre Sprache einbauen. Es fällt mir immer noch auf, aber es stört mich irgendwie nicht. [00:27:35] Nur selber beim Sprechen habe ich damit immer noch Probleme. Ich weiß nicht genau, ob es einfach nur an der Gewöhnung liegt oder was mich dabei stört. Schließlich will ich ja auch angesprochen werden und kann dementsprechend natürlich auch nachvollziehen, dass ganz viele andere das auch möchten und sich eben durch die männliche Form nicht angesprochen fühlen. S02 [00:27:56]: Ohne Gendern geht es nur um den Mann. Nutzen wir nur dieses generische Maskulinum, also nur die männliche Form und die weibliche Form nur in Ausnahmefällen, wird das männliche immer das allgemeine, also das normale bleiben und das weibliche immer das andere. Es unterstützt nach wie vor den Eindruck, dass wenn ich Mensch sage, du eher an einen Mann denkst als an eine Frau. In manchen Sprachen ist das Wort für Mensch und Mann ja sogar gleich. Das englische Man kann sowohl Mann als auch Mensch heißen. Genauso ist es mit dem spanischen Hombre, dem italienischen Omo und dem französischen Om. Wie schon angedeutet interpretierten Männer die Geschlechtsunterschiede historisch gesehen auch so, dass Frauen oder andere Geschlechter das andere sind. So heißt Simon de Beauvoirs Buch Das andere Geschlecht exakt übersetzt auch das zweite Geschlecht. Und als zweitrangige sind Frauen nun mal nicht mit den Männern gleichgestellt. Sie wurden und werden als Variante des Mannes betrachtet. Männer mit Mängeln. [00:28:57] Und deswegen wurde die Welt dann halt lieber auf ganze Männer ausgerichtet, als auf sowas Fehlerhaftes wie Frauen. S01 [00:29:04]: Ich hatte erst letztens auf Arbeit eine Situation, wo mein Chef zu mir meinte, ja, wir müssen das Schreiben so einfach formulieren, dass selbst die Sekretärin es versteht und dem Chef erklären kann. Und dann bin ich direkt zusammengezuckt und meinte so, ja, oder der Sekretär der Chefin. Und das sind so kleine, aber feine Situationen im Alltag, die mir vor ein paar Monaten garantiert noch nicht aufgefallen werden. Und jetzt erst seitdem ich mich mit dem Thema Feminismus so ansatzweise beschäftige, habe ich das Bedürfnis, in diesen Situationen auch den Mund aufzumachen und auch meine Mitmenschen für dieses Thema zu sensibilisieren. Und ich habe durchaus das Gefühl, dass es in meinem kleinen Mikrokosmos schon Früchte trägt. S02 [00:29:40]: Ja, oder wie es mal eine Teilnehmerin auf einem feministischen Festival erzählte. Sie ist noch in der Schule und hatte mit ihren MitschülerInnen über das Gendern diskutiert. Einige Mädchen waren der Meinung, dass es ihnen völlig egal ist, ob nun die männliche oder weibliche Form genutzt wird. Das Argument der Teilnehmerin war dann aber, wenn es euch doch egal ist, dann macht es doch einfach für die, denen es nicht egal ist. Aus Solidarität und weil es nicht wehtut. Das fand ich richtig gut. Also immer schön weiterüben mit dem Innen ist halt wirklich eine Übungssache und manchmal gibt es auch Mittelwege, die du zum Beispiel auf geschickt-gendern.de findest. Da steht dann sowas wie Kollegium statt KollegInnen oder Studierende statt StudentInnen. (.) Wir sind hiermit am Ende der Folge angekommen. Für mich bleibt, dass auch wenn viele männlich zentrierte Dinge schon in der Überarbeitung sind, immer noch viel zu tun ist. Mich persönlich beunruhigen die Beispiele aus der Medizin am meisten. Wie schön wäre es doch, als Frau nicht wie ein nicht typischer Mann behandelt zu werden. [00:30:43] Jetzt wünsche ich aber erstmal grusame Feiertage, einen geschmeidigen Rutsch und naja ich sag mal so, den besten Vorsatz hast du ja eh schon. In der Zwischenzeit geistere ich weiter auf Instagram und Facebook herum, freue mich über Feedback und neue SprachnachrichtlerInnen und natürlich Unterstützung über Steddy. An dieser Stelle auch tausend Dank an die neuen Steddy-Mitglieder Sorana und Antonia. I love it. Empfehle den Podcast gern weiter, weil ich kann das nicht alles alleine machen. Und aller besten Dank auch an all die mutigen SprachnachrichtlerInnen von heute, an Topoca Ogete vom ToPodcast und Vivi und Kata vom Frauen schreiben auch Podcast. Ich verbleibe wie immer mit feministisch vorsätzlichen Grüßen. Enjoy yourself und bis zum nächsten Mal. Tschüss. (20 Sekunden Pause) S03 [00:31:46]: Santa baby, I hear you've got some presents for me, Laura. (.) I've been an awfully good girl, Santa baby, still hurry down the chimney tonight. (.....) Santa baby, I don't need any fancy jewelry, not me. I've got something else in mind, Santa baby, and I don't need your presents tonight. (....) Don't want diamonds, cash or stocks, nothing that comes in in a box. No more fluff, I've had enough, and I can buy my own damn stuff. (..) [00:32:48] Santa baby, I'd love to know my ass won't get grabbed at work. (.) Buy some ignorant jerk, tell the dirtbag to pull away the chimney tonight. (..) Pull away the chimney tonight. (..) Just pull away your chimney tonight. (..) S02 [00:33:17]: Das war Weihnachtslieder singen mit Updated Lyrics in Miley Cyrus Manier. Es braucht übrigens noch viel mehr feministische Weihnachtslieder. Ich hab sonst gar keine weiteren gefunden. (.) Tschüss.