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Folge 7: Bildet BAnden - denn es betrifft uns alle!

Burschenschaften, wilde Kerle, Fußballclubs, Stammtische und so einige Führungsetagen machen es vor - und seit einer Weile mach ich’s nach, nur besser: Ich bilde Banden. Hannah Arendt und jede schwappende Welle der Frauenbewegung zeigen ja, dass "Macht entsteht, wo immer sich Menschen zusammentun". Deshalb geht’s in dieser Folge um meine Banden, um verschiedenste Frauen- und Männerbünde der Geschichte und wie das überhaupt geht, dieses „Banden bilden". Das habe ich die Expertin der Folge gefragt: Martina Schöggl hat mit Freundinnen den größten Frauenverein Wiens gegründet und erzählt im Interview, wie’s dazu kam, was sie gelernt hat und empfiehlt.

7 - Bildet Banden - Denn es betrifft uns alle!Laura Vorsatz
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Ablauf Mastermind-Gruppe

 

Stiller Moment [1 Minute]

Check-In (hat noch nichts mit dem Ziel zu tun / Wie geht’s mir gerade?) [2 Minuten pro Person]

Phase 1- Einstieg: Über den Stand der Dinge informieren und darüber berichten, was aus den vorgenommenen Schritten geworden ist. [5 Minuten pro Person] 

  • Wo stehe ich heute auf dem Weg zum Erreichen meines Zieles?

  • Was ist seit dem letzten Treffen passiert? Welche Schritte habe ich getan? Was wurde von außen an mich herangetragen?

  • Was habe ich erreicht? Welche Erfolge kann ich verbuchen? Wo bin ich noch nicht weitergekommen? Wo bin ich zufrieden und wo nicht?

Phase 2 - Hauptteil: Um Unterstützung bitten. (In der Gruppe entscheiden, ob hier auch Rat und Feedback von den anderen gegeben werden soll oder ob jedes Teammitglied tatsächlich nur von sich aus um Hilfe bitten soll.) [15-20 Minuten pro Person] 

  • Bin ich ins Stocken geraten? An welchen Punkten und warum?

  • Welche Informationen oder welche Unterstützung brauche ich, damit ich weiterkomme?

  • Was könnte mir in dieser Situation am besten helfen?

Phase 3 - Ausblick: Nächsten Baby-Schritte festgelegen. Alle Vorhaben sollten schriftlich fixiert werden und allen vorliegen. [2 Minuten pro Person] 

Check-Out als Blitzlicht

Die Performance von Las Tesis aus Chile klagt das Patriarchat an wurde weltweit nachgeahmt.

LasTesis: Un Violador en tu camino

El patriarcado es un juez que nos juzga por nacer,
y nuestro castigo es la violencia que no ves.

El patriarcado es un juez que nos juzga por nacer,
y nuestro castigo es la violencia que ya ves.

Es femicidio.
Impunidad para mi asesino.
Es la desaparición.
Es la violación.

Y la culpa no era mía, ni dónde estaba ni cómo vestía.
Y la culpa no era mía, ni dónde estaba ni cómo vestía.
Y la culpa no era mía, ni dónde estaba ni cómo vestía.
Y la culpa no era mía, ni dónde estaba ni cómo vestía.

El violador eras tú.
El violador eres tú.

Son los pacos,
los jueces,
el Estado,
el Presidente.

El Estado opresor es un macho violador.
El Estado opresor es un macho violador.

El violador eras tú.
El violador eres tú.

Duerme tranquila, niña inocente,
sin preocuparte del bandolero,
que por tu sueño dulce y sonriente
vela tu amante carabinero.

El violador eres tú.
El violador eres tú.
El violador eres tú.
El violador eres tú.

Ein Vergewaltiger in deinem Weg

Das Patriarchat ist ein Richter, der uns bei Geburt schon verurteilt

und unsere Strafe ist die Gewalt, die du nicht siehst.

Das Patriarchat ist ein Richter, der uns bei Geburt schon verurteilt

und unsere Strafe ist die Gewalt, die du schon sehen wirst.

 

Es ist Femizid

Straflosigkeit für meinen Mörder

Es ist Entführung

Es ist Vergewaltigung

 

Und schuld war nicht ich, nicht wo ich war, nicht was ich trug

Und schuld war nicht ich, nicht wo ich war, nicht was ich trug

Und schuld war nicht ich, nicht wo ich war, nicht was ich trug

Und schuld war nicht ich, nicht wo ich war, nicht was ich trug

 

Der Vergewaltiger warst du

Der Vergewaltiger bist du

 

Es sind die Bullen

Die Richter

Der Staat

Der Präsident

 

Der unterdrückerische Staat ist ein vergewaltigender Macho

Der unterdrückerische Staat ist ein vergewaltigender Macho

 

Der Vergewaltiger warst du

Der Vergewaltiger bist du

 

Schlaf ruhig, unschuldiges Mädchen,

ohne dich um den Banditen zu kümmern,

denn deine süßen und lächelnden Träume

bewacht dein Liebhaber, der Polizist ist.

 

Der Vergewaltiger bist du

Der Vergewaltiger bist du

Der Vergewaltiger bist du

Der Vergewaltiger bist du

Transkript

Die Folge als Text!

Bitte beachte: Das Transkript wurde automatisch mit noScribe Vers. 0.5 erstellt und ist nicht perfekt.

[00:00:21]: Das ist Feminismus mit Vorsatz, der Podcast rund ums F-Wort mit mir, Laura. (..) As long as the art market is a boys club, I will be a feminist. So steht's geschrieben und zwar auf einer der von Katharina Cibulka geschmückten Baustellen. Männerbünde, wilde Kerle, Burschenschaften, Fußballclubs, Stammtische und so einige Führungsetagen stehen dem ja nichts nach. Und sie tun sich zusammen, weil sie Hobbys teilen, politische Einstellungen oder eben einfach Bock auf Bier. Irgendwas, worin sie sich ähneln. (.) Schwesternschaften hingegen und regelmäßige Treffen weiblicher Personen scheint es dagegen weniger zu geben. Warum ist das so? Hannah Arendt hat schon vor Ewigkeiten gesagt, dass dort Macht entsteht, wo immer sich Menschen zusammentun. Und wenn Feminismus Gleichberechtigung bedeutet und damit auch den Gleichberechtigten Zugang zu Macht, dann wäre dieses Zusammentun doch auch für feministische Menschen eine richtig gute Idee. (...) [00:01:25] Zu der Frage, warum es weniger Frauen als Männerbünde gibt, habe ich so einige Antworten gefunden. Darunter sind so komische Annahmen wie, ja Frauen sind halt stutenbissig, bis zu historisch systemischen Analysen, die sagen, dass es im Patriarchat als Frau immer schlauer war, sich eher am mächtigeren Mann zu orientieren, als sich mit Frauen zu verbünden. Oder, dass der Kapitalismus Konkurrenzdenken fördert. Oder, dass das höchste Ziel einer jeden Frau nach wie vor ist, ihren Prinzen zu finden. Und der könnte ja von anderen Frauen ausgespannt werden. Oder, es kommt der Verweis, dass Frauen, die im Patriarchat sozialisiert werden, die Abwertung der Frau gleich mit anerzogen bekommen haben. Gleichzeitig wurde auch klar, es gibt tausende Bücher zur romantischen Liebe und sehr viel weniger zu Frauenfreundschaften. Die aufgezählten Gründe können zutreffen oder eben nicht. Ich möchte da jedenfalls nicht mehr mitmachen. Natürlich dachte ich lange, dass meine Probleme nicht so schlimm sind, als dass ich da [00:02:26] jetzt so eine Selbsthilfegruppe oder sowas bräuchte. Dass meine Kaffeetrinkbekanntschaften und besten Freundinnen ausreichen. Also Hilfe, das brauchen nur die anderen und ich kann das schon irgendwie alleine. Gleichzeitig hatte ich da dieses Projekt, mit dem ich irgendwie einfach nicht vorankam. Und naja, zu zweit Kaffee trinken bedeutet nun meistens auch keine weltbewegenden Politgespräche, zumindest bei mir. Ich mag Küchenpsychologie zwar sehr, aber irgendwann fing ich halt dann auch an, mich nur noch um mich selbst zu drehen. Oder es ging so oft um Typen, S12 [00:02:57]: wer mit wem, warum und warum eigentlich nicht. Ich für mich musste feststellen, da sind Ressourcen S10 [00:03:20]: für mehr. Ich wollte schöne Kaffeetrinkgespräche und eine Aufgabe, der ich mich mit anderen annehmen kann. Eine Bande zu bilden, kann viele Gründe haben. Im Gute-Leute-Podcast von Sophie Passmann erzählte Drehbuchautorin Annika Decker zum Beispiel davon, dass sie sich mit anderen AutorInnen verbündet hat, weil sich so viele krude Geschichten aus dem Business deckten. Also zum Beispiel, dass AutorInnen ohne es mitgeteilt zu bekommen, gefeuert werden und das Drehbuch bereits heimlich von jemand anderem weitergeschrieben wird. Oder dass AutorInnen nicht zur Filmpremiere eingeladen werden, weil da nur prominente Leute hinkommen sollen. Sie sagt im Podcast, wenn so viele andere Leute die gleiche Geschichte erlebt haben, weißt du, das ist ein System. Das hat nichts mit deiner persönlichen Dummheit zu tun. Und deswegen haben wir uns auf ein paar Dinge geeinigt. Wie zum Beispiel, dass sie gern zur Premiere eingeladen werden möchten. Das schreiben jetzt alle AutorInnen, die sich zusammen mit Annika Decker organisiert haben in ihre Verträge. Und dann gibt's Banden, bei denen es um Bewusstwerdung und gemeinsames Lernen geht. Klar, du kannst dich auch allein durch den [00:04:25] Literaturkanon quälen, aber im Austausch hat jemand anders vielleicht schon die Zeit für dieses eine bestimmte Buch gehabt und kann dir davon erzählen. Dass verbünden insofern Sinn machen würde, hat da auch schon Schriftstellerin Christa Wolff verstanden, die regelmäßige Weibertreffs einberief. Oder die amerikanische Radikal-Feministin Shulamith Firestone mit ihren Consciousness Raising Groups, also Gruppen für Bewusstseinsbildung. Das klingt jetzt so hochtrabend, letztendlich haben sich einfach Frauen getroffen, um sich auszutauschen und zu unterstützen, zu kritisieren, zu trösten, zu diskutieren, gemeinsam Pläne zu schmieden und ins Handeln zu kommen. (41 Sekunden Pause) [00:05:43] Banden stammt übrigens von der Roten Zora, einer militanten Frauengruppe der 70er bis 80er Jahre. Frauen dieser Bande statteten Vergewaltigern damals Hausbesuche ab oder sprengten Archive und Geschäfte in die Luft. (17 Sekunden Pause) S06 [00:06:14]: Seit 1987 werden der Gruppe 22 Anschläge zugeschrieben, bei denen zum Teil großer Sachschaden entstand. S00 [00:06:22]: Corinna Cavatas, hier im roten Kostüm, hielt sich acht Jahre lang im Ausland versteckt, bevor sie sich 1995 freiwillig stellte. Bis 1987 hatte die Journalistin zahlreiche Artikel in der linksalternativen Tageszeitung veröffentlicht. Sie schrieb sogar zwei Kriminalromane, die das Gericht aufmerksam gelesen hat. S10 [00:06:42]: Diese Art der Bande war in der Frauenbewegung natürlich nicht unumstritten. Nachdem ich den Dokumentarfilm Frauen bildet Banden eine Spurensuche zur Geschichte der Roten Zora gesehen hatte, habe ich mich dann aber schon auch gefragt, bin ich zu liberal, zu friedlich, um etwas ändern zu können, also ist ja nett, immer allen so einiges durchgehen zu lassen, aber sind es nicht die Radikalen, die wirklich etwas verändern? Die Rote Zora verstand ihre Gewalt als Gegengewalt zu den bestehenden Verhältnissen. Sie wollte Rassismus und Sexismus töten. Und Worte haben ihnen eben nicht gereicht. Damit haben sie über Ländergrenzen hinweg zu Aktionen inspiriert. Zum Beispiel zu Protesten gegen die Zwangssterilisation in Peru Ende der 90er Jahre, wo einfach mal 350.000 Frauen und 25.000 Männer zur Armutsbekämpfung zwangssterilisiert wurden. Oder zu Aufständen gegen die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken in Südostasien. (..) Ich gehöre mittlerweile zwei Banden an und will die auch vorstellen. Den Rahmen dieser Folge bildet [00:07:46] aber ein Interview, das ich mit Martina Schöckel gemacht habe. Sie ist Mitbegründerin des größten Frauenvereins Wiens, dem Sorority e.V. Ich bin über das von der Schwesternschaft herausgegebene Buch No More Bullshit, das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten, auf sie aufmerksam geworden und war dann auch bei einer Lesung. Naja, und da stand sie also, Martina Schöckel, mit diesem Riesennetzwerk ihrer eigenen Bande, ganz ganz schnell sprechen, damit sie uns alle mit dem Wunsch zur Bande infizieren kann. Ja, und hat geklappt. Und weil ich wissen wollte, wie das läuft, eine Bande bilden, habe ich Martina gefragt. Du kennst sie übrigens schon aus der allerersten Folge, vielleicht erinnerst du dich. Ich habe eine Zeitung aufgelegt S03 [00:08:30]: in Wien und nicht nur einmal musste ich an dem Abend, an dem ich in dem Club aufgelegt habe, vorne an der Kasse beim Eintritt tatsächlich diskutieren, ob ich da jetzt reinkomme gratis oder nicht, weil nicht davon ausgegangen wurde, dass eine Frau Artist ist heute. Und wir dann, also wir haben zu zweit aufgelegt, wir dann unser Equipment an der Tür auspacken mussten und sagen mussten, hallo, wir sind hier mit Equipment, wir wollen da rein. Und das in einer Szene, die sich selbst progressiv einstufen würde und so. Und das ist schon extrem, extrem furchtbar, finde ich. Aber eins nach dem anderen. Mein Name ist Martina, ich komme aus Wien, ich habe dort Kunstgeschichte studiert, bin in den letzten sieben Jahren im Kulturmanagement tätig gewesen und habe vor fünf Jahren gemeinsam mit Freundinnen die Sorority mitgegründet. Das ist ein Netzwerk für Menschen, die sich als Frauen identifizieren, das branchenübergreifend feministisch agiert und Räume schafft, um sich über Arbeitsmarktthemen feministisch S10 [00:09:21]: auszutauschen. Mir ist es total wichtig, schon jetzt in der siebten Folge aufs Bandenbilden einzugehen. Vielleicht fühlt sich das für dich ein bisschen früh an, vielleicht hast du das Bedürfnis, noch ein bisschen im stillen Kämmerchen zu lernen, bevor du mit anderen über die Feinheiten der Intersektionalität diskutieren kannst. Ich glaube aber einfach nicht, dass es zu früh dafür sein kann. Also für dieses Diskutieren vielleicht schon, aber nicht fürs Bandenbilden. Ja, wenn du genaueres über ein bestimmtes Thema erfahren willst und direkt jemanden kennst, den du fragen kannst, macht das die Sache ja meistens auch schneller zugänglich als ewige Gugelei. Nachlesen kannst du ja danach immer noch. Wie würde das erst in einer Gruppe, die sich das Ziel setzt, feministische Themen besser zu verstehen, ablaufen? Ich habe optimistische Gedanken dazu. Auch noch, wenn es gar nicht um Feminismus gehen soll, sondern einfach S03 [00:10:10]: ums Zusammensein, um Unterstützung. Martina sieht es so. Ich finde so Bandenbilden auf zwei Ebenen total wichtig und eigentlich auch so politisch wichtig. Das eine ist, dass egal, wann man auf die Frauenbewegung zurückschaut, wenn was weitergegangen ist in der Frauenbewegung und wenn sich tatsächlich was verändert hat, dann nur, weil extrem viele Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten mit unterschiedlichen politischen Ansichten zusammengearbeitet haben, um für die Frauen was besser zu machen und einmal kurz über ihre Differenzen hinweg gesehen S10 [00:10:39]: haben. Ja, voll. Die sogenannte erste Welle der deutschen Frauenbewegung schwappte ja auch erst mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins im Jahr 1865 los. Der mit 34 Mitgliedern gegründete, eher bürgerliche Verein wuchs innerhalb des nächsten Jahrzehnts auf 12.000 Frauen an. Zusammen setzten sich die Frauen und Gründerin Luise Otto-Peters für ein Recht auf Bildung und Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt ein, allerdings ohne das kapitalistische System an sich ändern zu wollen. Das missfiel wiederum Anhängerin der proletarischen Frauenbewegung, also der Arbeitendenklasse, der es vor allem um bessere Arbeitsbedingungen ging. Ganz vorne mit dabei war Clara Zetkin, die gleichzeitig auch größte Kritikerin der bürgerlichen Frauenbewegung war. Es war also schon damals einiges hin und her und es gab jede Menge Uneinigkeiten. Auch der Antifeminismus hat damals nicht lange auf sich warten lassen und trotzdem [00:11:44] führten die Aktivitäten der Frauenbewegung zu Erfolgen und Gesetzesänderungen, zum Beispiel 1908 zur Vereinsfreiheit, 1909 zum Immatrikulationsrecht und 1918 zum Wahlrecht. An irgendeinem Punkt müssen Frauen unterschiedlicher Ansichten also gemeinsam für die gleichen Ziele S03 [00:12:03]: eingestanden haben. Ich finde es ist auch total wichtig, dass man weiß, dass Frauensolidarität nicht bedeutet, dass man mit jeder Frau befreundet sein muss und mit jeder Frau inhaltlich übereinstimmen muss. Es gibt ganz ganz ganz viele Frauen, mit denen ich inhaltlich nicht übereinstimme, aber das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem sehen kann, dass die einem anderen Struggle ausgesetzt sind als ihre männlichen Kollegen und dann solidarisch in dem Sinn agieren kann, dass ich nicht auch noch in diese Wohnung, Salzstraße, nicht genau dorthin trete und nicht das Outfit kommentiere oder die Stimme oder den Auftritt, sondern tatsächlich halt meine Kritik auch inhaltlich formuliere und sachlich bleibe und eben dann nicht mitschlage. Und der zweite Grund, warum ich finde, dass Wandernwesen total wichtig ist, ist, weil ich glaube, dass bei uns, zumindest in Mittelwesteuropa, irgendwie Sexismus sehr sehr subtil passiert, also noch total häufig, aber sehr subtil. Also wir sind ja gesetzlich gleichgestellt. In Österreich zumindest ist es so, dass auch so Karenzregelungen, also Kinderbetreuungsregelungen laut Gesetz eigentlich total gleich aufgeteilt [00:13:07] werden, aber es ist nicht gelebte Praxis. Das heißt, viel was dann Sexismus passiert, passiert extrem subtil, auf einem sehr persönlichen Niveau, passiert sehr viel mit Schuldgefühlen machen und das ist dann was, was schwierig ist, strukturell wahrzunehmen, wenn man da mittendrin steckt, weil man muss sich auch selbst irgendwie definieren, sich überlegen, was mache ich und wenn dann so Dinge immer ganz, ganz persönlich, privat, intim kommen, ist es oft total schwer, einen Schritt zurück zu steigen und zu sagen, halt, das hat nichts mit mir zu tun eigentlich, das ist ein strukturelles Problem und da hilft es extrem, wenn man eine Gruppe von Frauen um sich hat, die einem hilft, das zu sehen einfach und wir müssen nicht alle Argumente immer wieder neu erfinden, sondern es gibt oft schon eine Frau, die in einer ganz ähnlichen Situation war und eine Lösung gefunden hat, für sich damit umzugehen und vielleicht ist das eine Lösung, mit der ich auch gut weitergehen kann, gerade auch, wenn es so ein Thema gibt, Elternschaft in der Partnerschaft irgendwie sich auszuteilen und mit dem Partner sich hinzusetzen und sagen, halt, irgendwie wir wollten doch immer das so und so machen und jetzt bin ich die, die zu Hause ist, wo sind wir da gerade falsch abgebogen und so Gespräche einzufordern, [00:14:11] ist ja dann oft total schwierig, aber wenn man da irgendwie Leute hat, die das schon durchgegangen sind und einen da begleiten können, ist das super. Selber am Arbeitsplatz, wenn man da jemanden hat, die einen ermuntert, da jetzt dann wirklich dagegen vorzugehen oder vielleicht sogar eine Kollegin, wo man nach dem Meeting, wenn es wieder total mühsam war und man wieder mal die einzige Frau am Tisch war irgendwie, wo man auch hingehen kann und die dann sagt, hey, du hast es trotzdem gut gemacht oder so oder jemand, der einem Rückhalt gibt, dann nicht schwach zu werden oder einfach leise zu werden und dann ist man die leise Frau in der Runde, obwohl man eigentlich viele Ideen hätte. Also genau um so Dinge geht es und da helfen einfach Banken extrem. S10 [00:14:49]: Der Sorority geht es in erster Linie um den feministischen Austausch zu Arbeitsmarktthemen. Ich habe das hier noch nicht so wirklich angesprochen, aber letztendlich sind Arbeitsthemen wie Gender Pay Gap, männliche Vorstände und unbezahlte Care Arbeit auch für mich die ersten mit Zahlen belegbaren Fakten gewesen, die unumstößlich ungerecht sind und eben was mit Geschlecht zu tun haben und krass dafür sprechen, dass wir Feminismen eben doch noch brauchen. Gleichzeitig habe ich dann auch keine geringe Zeitspanne geglaubt, dass sich Feminismus vor allem um die Zusammensetzung von Führungsetagen sorgt. Die Quote und unterschiedliche Bezahlung bei gleicher Arbeit sind super wichtige Themen, wenn man denn Arbeit hat oder die Ausbildung dafür. Wie gut, dass wir zusammen unseren Blick weiten können und Stück für Stück mehr Feminismen kennenlernen. Diese Jobthemen wären ja dabei nicht irrelevant. Meine erste kleine Bande entstand nämlich auch eher auf beruflicher Ebene. Wir sind drei Frauen, die sich zusammen getan haben, weil wir alle drei jeweils ein Projekt haben, das wir schon länger angehen S12 [00:15:53]: wollten. Aber irgendwas war halt immer. Ich glaube, es war von einem guten Jahr, dass ich mit Laura gesprochen habe. Wir haben über Berufliches geredet und ich habe erzählt, dass ich so ein bisschen unsicher bin, wie es bei mir weitergehen soll nach dem Studium und schon länger im Hinterkopf habe, ein Buch zu schreiben, immer mal ein paar Seiten schreibe, aber nicht so richtig vorankomme. Und Laura zu mir meinte, ja, okay, das passt, komm in meine Gruppe. Und ich konnte mir da erst mal nicht so richtig was darunter vorstellen, aber dachte, okay, hört sich spannend an und war zum anderen auch so ein bisschen überrascht. Also es sollte ja darum gehen, sich gegenseitig zu unterstützen. Und das war irgendwie was, was ich nicht so oft erlebe, gerade, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen, was ja total wichtig wäre. Aber ich habe öfter das Gefühl, dass es gerade unter jüngeren Frauen nicht so üblich ist. Und genau, dann kam Laura mit ihrer Bandenidee. Also wir machen alle unterschiedliche Dinge. Es geht gar nicht so sehr darum, sich bei den [00:16:57] inhaltlichen Sachen zu beraten, sondern vor allem darum, sich überhaupt mal zusammenzusetzen und auszutauschen. Das Gefühl zu haben, man steht mit seinem Projekt und den Fragen, die man da auch hat, nicht alleine da, sondern da sind noch andere Frauen, die das sehr gut verstehen können, S10 [00:17:14]: Unsicherheiten oder ja, Selbstzweifel. Und ja, was soll ich sagen mit dem Buchprojekt? Sieht es gut aus, Leute. Aber mehr verrate ich nicht. Wir treffen uns alle drei Wochen für circa zwei Stunden an gemütlichen Orten und folgen auch einer gewissen Struktur, denn alle sollen ähnlich viel sagen können. Reihum hat jede ein paar Minuten Zeit, über Allgemeines zu sprechen. Danach geht es die meiste Zeit ums Projekt. Dabei gibt es dann auch die Gelegenheit, nach Hilfe oder Feedback zu fragen. Am Ende schreiben wir uns sogenannte Baby-Schritte auf, also realistisch erreichbare Ziele, die wir bis zum nächsten Mal angehen wollen. Mein Projekt ist natürlich, ja, wer hätte es gedacht, der Podcast. (.) Bis ich die Gruppe im Oktober 2018 gegründet hatte, trug ich die Idee nämlich schon über ein Jahr mit mir rum. Erst durch die Regelmäßigkeit der Treffen, meiner Schritt-für-Schritt-Überwindung und dem S08 [00:18:08]: Zuspruch der beiden ging es dann voran. Was ich ganz toll finde an unserer Gruppe, ist, dass wir schon seit über einem Jahr jetzt bestehen und uns regelmäßig immer wieder treffen. Und das ist einfach super spannend anzusehen, wie die anderen eben ihre Ziele verfolgen, wie sie daran wachsen, sich mit den anderen über Erfolge zu freuen, sich gegenseitig zu helfen und auf ganz neue Ideen zu bringen, auf die man selber vielleicht gar nicht gekommen wäre. Und nicht zuletzt natürlich selber Support zu erhalten. Dafür ist die Gruppe echt toll und möchte ich auch nicht mehr missen. Auf meiner Webseite S10 [00:18:48]: feminismus-mit-vorsatz.de findest du auch noch mal die Struktur, an die wir uns bei den Treffen halten. Während ich mich so mit Banden beschäftigte, habe ich Männerbünde ehrlich gesagt eine ganze Weile vergessen. Mir ging es darum, dass sich Frauen zusammentun und gegenseitig ermächtigen. Gleichzeitig finde ich es wichtig, dass Feminismus immer als Bewegung für alle verstanden wird. Ich habe nicht selten Nachrichten bekommen, in denen stand, dass Männer doch aber auch benachteiligt sind. Wie gut ist es da doch, dass Feminismus das gute Leben für alle möchte. Für alle, also auch für Männer. Die dürfen dann weinen, müssen nicht mehr den Ernährer spielen, bekommen vielleicht sogar bessere Schulnoten und verwechseln Gewalttätigsein nicht mehr ständig mit Männlichsein. Die Frage ist nur, wenn es Frauen hilft, sich zu verbünden, was hilft Männern, um ihre Rollenklischees aufzubrechen. Eine Freundin meinte neulich dazu, es funktioniert nicht gut, S09 [00:19:44]: von außen zu sagen, du hast aber ein Problem mit deiner Männlichkeit, setz dich mal auseinander. Nee, das ist ein sehr persönliches Thema und da sollte man bei sich bleiben. Und dann kann man irgendwie von sich erzählen, wie es einem selber mit der eigenen Geschlechterrolle geht. Mein größter Wunsch wäre, da irgendwo irgendwas anzustoßen und dann passiert die Auseinandersetzung halt in Männergruppen. Und da gibt es zumindest in Berlin immer wieder Seminare zu kritischer S10 [00:20:07]: Männlichkeit. Und bei dem Thema kritische Männlichkeit habe ich zum Glück schon vorgesorgt und mich mit Janusz vom Blog kritische Männlichkeit verbündet. Der hat sich über das ganze Thema schon sehr viel mehr Gedanken gemacht als ich und deswegen lasse ich ihn jetzt einfach mal sprechen. S01 [00:20:22]: Das mit dem Organisieren unter Männern, von Männern, um sich mit Feminismus auseinanderzusetzen oder auch mit Gender oder mit Männlichkeit, das ist aus meiner Sicht ja nicht so einfach, wie sich das viele Menschen vorstellen. Also diese Forderung habe ich schon oft gehört und die meisten Leute nach meiner Wahrnehmung vergessen, dass sich Männer nämlich schon total viel organisieren. Und diese Gruppen nennen sich beispielsweise Pick-up-Artists oder die Incels, die unfreiwillig zelibatären oder auch die mythopoetische Männerbewegung, wo es dann darum geht, den wahren Kern der natürlichen S10 [00:21:01]: Männlichkeit wiederzufinden. Okay krass, also letzteres kannte ich auch noch nicht. Diese mythopoetische Männerbewegung stammt wohl aus den 80ern und basiert auf einem Buch namens Iron John, beziehungsweise auf deutsch ganz klar Eisenhans. Autor Robert Bley schreibt in der Einleitung, dass der Mann seit den 60ern nachdenklicher und sanfter geworden sei, ihn das aber nicht freier mache. (..) Aus seiner weißen, bürgerlichen und heteronormativen Sicht ist klar, dass Männer wieder raus in die Wildnis müssen, um in Schwitzhütten ihre wahre Männlichkeit zu entdecken. Pick-up-Artists dagegen geht es ums Aufreißen von Frauen. Sie geben Männern ohne aufgeklärte und angstfreie Sexualität pseudowissenschaftliche Techniken an die Hand, die sie zur sexuellen Eskalation bringen sollen. Problematisch dabei ist zum einen, dass Frauen wie Objekte auf Zahlenskalen bewertet werden und halt des Öfteren einfach Manipulation ausgesetzt sind. Zum anderen glauben einige aus der Pick-up-Artist [00:22:04] Community, dass mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen ihre urmännliche Bestimmung, ihre eigentliche Natur wäre. Natürlich gibt es solche und solche, aber eben auch Typen, die sich an Frauen rächen wollen, weil sie ihnen Schuld an erfahrenes Leid geben. Gar nicht mal so unähnlich scheint es den Inzels zu gehen. Die unfreiwillig Zölibatären sind überwiegend weiße und heterosexuelle Männer, die den Anspruch auf ein Recht auf Sex erheben. Und weil sie trotzdem keinen Geschlechtsverkehr haben, bemitleiden sie sich in Internetforen. Der Frauenhass, der dabei entsteht, entlädt sich auch tödlich. Der Amok-Fahrer aus Toronto ist bekennender Inzel und tötete 2018 mit einem Kleintransporter zehn Menschen. Ein weiterer Inzel-Sympathisant erschoss 2018 zwei Frauen in einem Yoga-Studio in Florida. Und beim Massenmörder Anders Breivik und dem Attentäter aus Halle werden Frauenhass als Motiv und damit auch Inzels-Verbindungen diskutiert. (43 Sekunden Pause) [00:23:46] Janosch betont außerdem einen krassen Unterschied zwischen Frauen- und Männergruppen. Während Frauen sich ermächtigen möchten, wollen sich Männer für Themen wie zum Beispiel Sexismus sensibilisieren. Besser als gar nichts seien da Männergruppen, die sich mithilfe von Biografiearbeit reflektieren. Das erzählte auch die Freundin von vorhin. S09 [00:24:04]: Ich habe auch Freunde, die hatten in ihren Hausprojekten so Männergruppen oder so, wo sie sich, keine Ahnung, jeden zweiten Dienstag mit allen Männern getroffen haben und dann auch gar nicht irgendwie so, was ist jetzt das Problem mit uns oder so geredet haben, sondern einfach dort einen Raum hatten, wo sie über ihre Gefühle und ihre Beziehungen gesprochen haben und wie es ihnen damit geht und was sie für Herausforderungen haben und so weiter und so fort. Also so einfach nur Reflexionsräume. Ja, ich glaube, so was braucht es ganz viel. Das wäre schön. S10 [00:24:33]: Laut Janosch kann es ohne feministischen Input aber auch schnell dazu kommen, dass sich die Gruppe um ihre eigenen Probleme mit Männlichkeit dreht, dass sich Männer womöglich in der Opferrolle sehen und selbst bemitleiden. Bei einem anderen Ansatz suchen die Männergruppen feministische Partner-Innengruppen, mit denen sie sich austauschen können. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Männergruppe Protokoll führt und gegenüber der Partner-Innengruppe transparent ist. Ist dann halt viel Arbeit. Offene Treffen sind dagegen vielleicht nicht so arbeitsintensiv, wenn dann aber immer wieder unterschiedliche Leute kommen, fängt die Gruppe ständig wieder bei null an. S01 [00:25:08]: Und insofern ist mein Tipp eigentlich eher an Männer, sich zu versuchen, in feministische Gruppen einzubringen. Es gibt sehr viele feministische Gruppen, die auch offen für Männer sind. Es gibt auch viele Feministinnen, denen dieses Thema am Herzen liegt, wie kriege ich mehr Männer mit ins Boot sozusagen. Und genau, da wäre einfach nochmal mein Tipp auch an Männer dann, wenn ihr in solche Räume geht, seid zurückhaltend, hört zu, macht kein Mansplaining, baggert niemanden an, versucht euer Verhalten zu reflektieren und bringt euch vor allem auch in die Reproarbeiten ein und nicht unbedingt gleich in die Organisation der Gruppe. S10 [00:25:44]: Mit Reproarbeit meint Janosch Reproduktionsarbeit, also unbezahlte Arbeit wie Haus-, Erziehungs- und Rehabilitationsarbeiten. Also liebe männliche Personen, sucht euch eine feministische Gruppe, schließt euch an. Meine zweite Bande ist explizit feministisch. Weil ich nicht von Anfang an dabei gewesen bin, habe ich eine der Gründerinnen mal gefragt, wie es eigentlich dazu kam. S11 [00:26:07]: Zur Gründung der Glitterfraktion wurde ich inspiriert durch Freundinnen von mir in Frankfurt, die sich treffen und eine Frauengruppe gegründet haben. Und als sie das erzählt haben, dachte ich mir, ich möchte auch eine Gruppe an Personen, die Frauensozialisierte sind und so gelesen werden, um Solidarität untereinander zu erfahren. Und ich habe eine Freundin angerufen, von der ich wusste, die hat bestimmt Lust und wir waren uns direkt auch einig, wie wir das Ganze angehen wollen. Und es war klar, dass es nicht nur auf einer strukturellen, aktivistischen Ebene ist, sondern auch auf einer sehr persönlichen Ebene, dass man einfach Erfahrungen teilen kann. Weil es einfach so ist, dass vieles schon Heilung erfährt, dadurch, dass man es teilt. Und das fängt da an, dass wir zum Beispiel für so sexistische Vorfälle im Alltag, die einem immer wieder passieren, dass man jetzt weiß, hey, ich habe da eine Gruppe und da kann ich das teilen oder ich kann es einfach erzählen oder kann sagen, was ich gern gemacht hätte, um das zu üben. Oder kann mir Hilfe holen oder einfach Tipps. Und es geht auch um Themen, die mit Scham verbunden sind oder mit [00:27:14] Selbstzweifeln. Und es geht darum, sich gegenseitig zu bestärken. Ich habe mir zum Beispiel auch immer gewünscht, eine Gruppe zu haben, wo ich weiß, auf die nächste Demo am 8. März gehe ich mit dieser Gruppe und wir machen Transparent und ich bin nicht alleine da. Und ich glaube, das ist auch ein wesentlicher Punkt am Zusammenschließen. Ich finde, wenn ich mir manchmal die sexistischen und patriarchalen Strukturen in der Gesellschaft angucke, dann überwältigt mich das fast. Und ich finde es total frustrierend, wenn ich mir anschaue, dass es auch von rechts immer mehr Parolen gibt, die auch Queerfeminismus angreifen und irgendwie wahnsinnig verkrustete Vorstellungen, wie und wo Frauen zu sein haben. Und da sich nicht alleine zu fühlen, sondern zu denken, ich habe eine Gruppe und wir sind auch stark und wir können dagegenhalten, das fand ich schön. Neue Gruppenmitglieder kommen S10 [00:28:04]: aus den Freundeskreisen hinzu, wobei so sieben bis acht Leute genug sind. Zu den Treffen aller zwei bis drei Wochen ist ja dann auch immer ein bisschen Schwund zu erwarten. Und ja, Hauptsache, jeder hat die Chance, etwas beizutragen und sich im sicheren Rahmen wohlzufühlen. Das geht besonders gut auf Teppichen mit Tee und was zu knabbern. Wenn vorher ein Film oder eine Lesung ansteht, tut es aber natürlich auch die Kneipe. Ja, und warum jetzt nochmal Klitterfraktion? Fraktion meint, dass unsere Themen politisch sind und das Weibliche kommt durch Klittern. Es ist eigentlich S11 [00:28:35]: kein schönes Wort für Masturbation gibt und Masturbieren sich eher nach irgendwas Schlachten anhört, als das ganz Wunderbare, was es eigentlich ist. Für mich war es ganz schön zu erfahren, wie kraftvoll wir teilweise nach diesen Treffen waren und dass wir uns einfach nur zwei Stunden Raum gegeben haben, uns zugehört am Tee getrunken haben und danach drei, vier Tage lang beschwingt durch die Woche gegangen sind. Ich freue mich sehr, dass es diese Gruppe in meinem Leben gibt und kann nur alle dazu ermutigen, auch Gruppen zu bilden. Mein Profi dieser Folge ist aber S10 [00:29:08]: natürlich nach wie vor Martina Schöckel von Nessarauri TV. Ich habe sie gebeten, für mich an den Zeitpunkt der Gründung zurückzugehen und zu berichten, was sie damals motiviert hat, sich S03 [00:29:18]: mit anderen Frauen zu vernetzen. Also das Ganze hat jetzt tatsächlich vor fünf Jahren, ein bisschen mehr als fünf Jahre sogar begonnen. Da haben zwei Freundinnen von mir die Idee gehabt, jetzt ein Netzwerk zu gründen. Wir waren damals alle so in unseren ersten Jobs, gerade am Studium abschließen, die ersten größeren Karriereentscheidungen, wie auch immer man das definieren möchte, treffend, irgendwie von Studierendenjobs in Festanstellungen wechseln oder in die Selbstständigkeit und haben uns so viele Gedanken gemacht und haben gemerkt, dass unsere männlichen Peers da teilweise irgendwie anders agieren können, weil sie jetzt schon nach dem Studium durch Praktika oder durch andere Dinge besser vernetzt waren. Wir haben irgendwie gemerkt, dass wir auch keinen Zugang finden zu Netzwerken, also dass die Netzwerke, die schon da sind, und es gibt ja viele Frauennetzwerke schon, in allen möglichen Dingen entweder branchenexklusiv sind, also dass es jetzt in unserer spezifischen Branche nichts gab oder dass es sich explizit an Führungskräfte, weibliche Führungskräfte gerichtet hat, dass wir einfach da noch zu wenig zu bieten hatten. Wir hatten auch nicht den Eindruck, dass wir in diesen bestehenden Netzwerken irgendwie erwünscht sind und haben dann einfach beschlossen, [00:30:22] na dann treffen wir uns einfach und bilden unser Netzwerk auch so ein bisschen mit dieser naiven Vorstellung, wenn wir das jetzt konsequent ganz lang machen, dann irgendwann sind wir einfach auch ein mächtiges Netzwerk und wir haben dann begonnen, uns im Wohnzimmer zu treffen, monatlich, und haben versucht einfach einen Raum zu schaffen, in dem wir über feministische Themen am Arbeitsplatz sprechen können und da einfach uns Input holen können, selber vielleicht auch was vorbereiten, aber so genau war das alles noch gar nicht ausgedacht. Und Freundinnen haben dann immer mehr Freundinnen mitgenommen und wir haben dann irgendwann gemerkt, naja, wenn wir wirklich Dinge machen wollen, dann ist es auch gut, wenn wir ein Verein sind und wenn wir eine Struktur haben, haben wir dann einen Verein gegründet und dann haben wir eine Website gemacht und einen Social Media Auftritt und dann hat das irgendwie eine Eigendynamik bekommen und es sind immer mehr Leute dazugekommen, wir waren dann auch relativ schnell zu groß für Wohnzimmer und mussten uns dann Lokale suchen und Örtlichkeiten sind das so ein bisschen durch Wien getingelt, was übrigens noch immer so ist, wir haben kein fixes Vereinslokal, also wir sind relativ flexibel, haben ein paar befreundete Vereinslokale, die wir mitnutzen können, aber bewegen uns das ein bisschen durch die Stadt, was manchmal mühsam ist, aber auch irgendwie toll ist, weil [00:31:23] man je nach Zweck auch einen bestimmten Ort suchen kann und dann ab Herbst 2014 haben wir dann eben regelmäßig Veranstaltungen gemacht und jetzt haben wir 700 Mitglieder, eine Online Community von fast 4000 Frauen und das ist tatsächlich viel für Wien. Also wir haben auch vor zwei Jahren, gab es einmal so einen Artikel in der Wiener Zeitung und da ist so gestanden, Österreichs größtes Frauennetzwerk und wir haben das so gelesen und uns gedacht, stimmt das? Wir wussten es gar nicht und wir waren so ein bisschen überrascht, aber es stimmt möglicherweise tatsächlich, weil halt die meisten Frauennetzwerke in irgendeiner Art und Weise exklusiv sind und deshalb einfach auf weniger Mitgliederzahlen beschränkt sind und wir versuchen halt so inklusiv und niederschwellig wie möglich zu machen, also Räume zu schaffen, in denen man einfach dazukommen kann, wo man nicht ein großes Vorwissen haben muss, wo man auch nicht in irgendeiner Führungsposition sein muss. Wir versuchen bei uns bewusst feministisch zu agieren, Feminismus nicht zu definieren, also es gibt ja sehr viele Lesarten von Feminismus und wir wollen da jetzt nicht diskutieren bei uns, wer die bessere Feministin ist und wie man sich verhalten muss, um Feministin zu sein. Wir wollen uns bei uns eigentlich darauf einigen, dass wir so eine gemeinsame Basis haben, einen gemeinsamen Sockel, von dem wir aus gemeinsam agieren können, weil [00:32:24] desto mehr, desto besser einfach. Und ganz ähnlich handhaben wir das auch mit dem Karrierebegriff, dass wir jetzt nicht eine Lesart von Karriere vorgeben oder so ein Ziel, also das Ziel ist nicht, dass alle Frauen, die bei uns sind, irgendwann mal im Aufsichtsrat sein sollen, was uns natürlich nicht stören würde, aber das ist nicht das Ziel, sondern es geht mir darum, dass man selbstbewusst und autonom Karriereentscheidungen treffen kann, die nicht vom Geschlecht nach Geburt vorgegeben sind, also in dem Sinne solidarisch agieren, aber bei möglichst großer Autonomie und nicht fremdbestimmt hat. Das ist so ein bisschen unser Motto und unser Ziel und wie wir versuchen, unser S10 [00:32:59]: ganzes Programm zu gestalten. Ich frage Martina dann, wie niedrigschwellig ein Verein wie Sorority wirklich sein kann, von weißen AkademikerInnen gegründet und jetzt für alle offen? Martina weicht der Frage überhaupt nicht aus. Ich finde, man merkt, wie bewusst ihr diese Thematik ist und S03 [00:33:16]: gleichzeitig auch, wie ihr heikel. Das ist eine super spannende Frage, über die wir auch intern extrem viel nachdenken, weil es natürlich schwierig ist, wenn ich jetzt sage, wir versuchen niedrigschwellig zu sein, dann sprechen wir natürlich mit der Sprache, die wir sprechen und das ist eine Sprache von jungen AkademikerInnen bis zu einem gewissen Grad natürlich auch Frauen an, die in ähnlich sozialisiert sind und die dann auch mit den Witzen oder mit der Art und Weise, wie wir auf Social Media agieren und so oder wie wir unsere Veranstaltungen framen, das geht natürlich in eine Richtung und dann kommt natürlich auch diese Gruppe von Frauen hauptsächlich wieder zurück, wobei wir jetzt merken, dass wir halt, desto länger es uns gibt, desto älter werden wir beispielsweise, also dass wir uns altersmäßig immer durchmischt werden, was total super ist, weil dadurch kommen auch wieder andere Fragenstellungen und Themen dazu. In den letzten Jahren haben wir total viel jetzt Wiedereinstieg gemacht und einen Stammtisch auch dann für Mütter gemacht, weil wir gemerkt haben, es wird einfach immer ein größeres Thema, irgendwie Elternschaft und Vereinbarkeit zu diskutieren und das geht jetzt aber sogar noch mal weiter, weil Frauen mit 50 oder Anfang 60 haben dann am Arbeitsmarkt noch einmal ganz andere Schwierigkeiten und das sind auch Fragen und Themen, die immer mehr jetzt in den Verein reinkommen und [00:34:19] total spannend ist auch so im Austausch. Also zum Beispiel da merkt man, dass sich total viel verändert und wir versuchen schon immer wieder ganz stark auch zu schauen, dass wir aus dieser AkademikerInnen-Bubble rauskommen. Was uns aber mittelgut gelingt, wir versuchen deshalb jetzt eher nicht so sehr alle zu uns zu holen, sondern einfach selber auch an andere Orte zu gehen und eben versuchen in anderen Foren einfach bei Veranstaltungen teilzunehmen oder mitzusprechen oder in Schulen zu gehen auch. Gerade mit dem Buchprojekt hat das jetzt auch gut funktioniert, dass wir da dann in andere Räume eingeladen werden oder auch am Land bei Vereinen sind und ein bisschen was von unserem Verständnis von Feminismus erzählen oder der Art und Weise von Frauensolidarität, wie wir es verstehen und auch ein bisschen mehr zu ermuntern eine eigene Frauenbünde zu gründen. Also es muss jetzt auch nicht jede Frau unbedingt zu uns kommen. Also ich finde es schon super, wenn jede Frau einfach zumindest ihre eigene kleine Bande hat, von der man aus einfach besser stärker agieren kann, die einem Rückhalt gibt und einen stützt. Vielleicht immer alle an einen Tisch zu bringen, ist vielleicht auch gar nicht notwendig oder so. Also bei manchen Formaten total wichtig, weil natürlich alle mitreden und alle eine Stimme haben müssen. Manchmal ist es [00:35:22] aber auch vielleicht okay, wenn man in einer Gruppe ist und von der aus dann auf andere Ebenen wieder versucht zu unterstützen. Weißt du, was ich meine? Ich überlege gerade, ob das gut ist und ob ich das, wie ich das so gerade sage, in einem Podcast hören möchte. Martina Schöckl sagt, nicht immer alle an einem Tisch haben wollen. (.) S10 [00:35:38]: Das ist schwierig. Nein, aber so... Also es ist ja die Frage, ob du das jetzt sagst, weil du es einfach nicht für so realistisch hältst, wirklich alle an einen Tisch zu bekommen, was ja aus meiner Sicht jetzt völlig nachvollziehbar wäre oder ob du wirklich sagst, ja braucht man jetzt auch nicht und ich würde jetzt nicht sagen, dass du das gesagt hast. S03 [00:35:56]: Nein, nein, voll. Also ich glaube, das Wichtige ist, gerade wenn es um Policy-Ebene geht oder also irgendwie so Policy-Making oder so, ist es total wichtig, alle an einem Tisch zu haben und alle mit allen zu sprechen oder so. Aber es ist manchmal vielleicht unrealistisch, in einem Verein, der sich in eine Richtung ausrichtet, da immer alle dabei zu haben, weil es ist ja auch alles so problematisch, das zu sagen. Aber es gibt einerseits bei uns im Netzwerk total den großen Wunsch, viele Frauen, nicht Akademikerinnen, dazu zu holen und gleichzeitig gibt es einen großen Wunsch, mehr Frauen zu haben, die schon eine mega Karriere gemacht haben. Und um auf beide Zielgruppen zugehen zu müssen, müssen wir unsere Sprache ein bisschen verändern und da irgendwie Angebote schaffen. Und das kann man vielleicht in einzelnen Event-Schienen dann erreichen. In Summe den ganzen Vereinen dann so auszurichten, dass sich immer alle wohl fühlen, das ist, glaube ich, ein bisschen eine Utopie und wenn wir uns immer damit auseinandersetzen, halten wir uns vielleicht auch ein bisschen auf. Also ich glaube, es ist besser mit spezifischen Events da irgendwie versuchen, unterschiedliche Gruppen von Frauen wieder dazu zu holen und eben darüber hinausgehend danach zu schauen, wo sind die eigentlich und auch dort an die Orte zu gehen, um das zu verstehen. Weil ich kann selber bis zu [00:36:58] einem gewissen Grad nur über die Lebensrealität von einer Frau, die ganz andere Diskriminierungserfahrungen macht, reden und muss man auch dann gemeinsam überlegen, was kann man für Formate machen, was kann man für Räume schaffen, wo ihr auch hingehen wollt. Ja, ich glaube so. (..) S10 [00:37:14]: Wenn es jetzt darum geht, Banden zu bilden, also den Ausspruch wollte ich mir auch sehr gerne zu Herzen nehmen und was ich mich frage, sind jetzt so ganz praktische Vorgehensweisen. Also ich wüsste schon, wen ich aus meinem Freundeskreis ansprechen würde, um eine Bande zu bilden. Also ich will jetzt nicht direkt irgendwelche Kaufhäuser in die Luft jagen, so wie es vielleicht die rote Zora hier unter den Kaufhäusern, weiß ich gar nicht. Aber Archive haben sie, glaube ich, zum Teil gesprengt. Ich frage mich halt so ein bisschen, es gibt ja sowas wie den typischen feministischen Lesekreis oder so, wo ich dann aber Bedenken hätte, wenn dann zum zweiten Treffen 80 Prozent wieder das Buch nicht gelesen haben, dann trauen sie sich wieder nicht zum Treffen zu kommen oder wenn es dann darum geht, einen Input zu geben, dann übt das vielleicht auch wieder Druck aus, weil man dann ja doch wieder Zeit investieren muss, um irgendwas vorzubereiten. Andererseits jetzt das ganz locker zu halten und gar keinen Input und gar keine Struktur vorzugeben, da hätte ich dann überspitzt gesagt irgendwie [00:38:17] auch wieder Angst, dass dann alle wieder nur über Jungs reden. Also was denkst du, was wäre da so dein Tipp, wie ich da vorgehen könnte, auch dass es erst mal klein bleibt? Also ich glaube, das S03 [00:38:29]: Wichtigste ist, dass man sich vorab überlegt, warum will ich eine Bande gründen? Will ich eine Bande gründen, damit ich einfach, wenn ich Hilfe brauche, einfach weiß, ich kann dort und da anrufen und es gibt Leute, die es irgendwie Bescheid wissen. Möchte ich innerhalb dieser Gruppe tatsächlich Aktionen starten? Möchte ich aktivistisch tätig werden? Möchte ich einen Raum haben, wo ich mich inhaltlich über Dinge austauschen kann? Möchte ich einen Raum haben, wo ich mich über meine Erfahrungen im Arbeitsleben austauschen kann? Möchte ich gemeinsam was lernen? Möchte ich gemeinsam irgendwas in die Luft sprengen? Also so und dann, wenn man weiß, was man möchte, kann man sich überlegen, wie man das organisiert und so. Und ich glaube, man kann so Dinge total locker lassen und muss gar nicht viel vorgeben und das haben wir auch bei der Sorority gemerkt. Die regelmäßigen Treffen einmal im Monat waren die ersten vier Jahre lang total ohne Programm. Das Einzige, was wir immer gemacht haben, war eine Vorstellungsrunde, dass alle kurz mal sagen müssen in einem Plenum, wer sie sind und was sie ungefähr machen und das war dann auch der Raum, wo man sagen konnte, wenn man gerade was sucht oder was zu bieten hat und dann gab es wieder nichts mehr. Also es stimmt gar nicht, dass wir nichts gemacht haben, weil diese Vorstellungsrunde ist eigentlich total zentral. Die machen wir noch [00:39:29] immer, selbst wenn da jetzt 80 Frauen auftauchen, was manchmal ein bisschen mühsam ist, aber es ist immer total beeindruckend zu sehen, wie groß die Aufmerksamkeit ist und wie alle versuchen wirklich bis zum Schluss zuzuhören und jeder Frau einmal kurz zuhören und zu sagen, wer sie ist und was sie tut und was sie sucht und was sie will. Und wenn sich dann alle auch daran halten, das in drei, vier Sätzen zu machen, dann ist es ja auch nicht so lang. Genau, aber was ich glaube, was wichtig ist, ist, dass wenn man weiß, was man will, dass man es dann mit einer bestimmten Konsequenz halt macht. Dass man nicht dann irgendwie Sorge hat, oh ist das jetzt peinlich oder so, wenn man da jetzt dann eben diese Vorstellungsrunde macht, obwohl sich die Hälfte der Leute eh schon kennt beispielsweise oder so, ah jetzt hat die Hälfte der Gruppe das Buch nicht gelesen, dann sprechen wir doch jetzt über was anderes oder so, sondern ich glaube, man muss mal kurz konsequent bleiben und sagen, wenn ihr es nicht gelesen habt, dann könnt ihr jetzt zuhören und ihr könnt euch auch in die Diskussion einbringen, aber wir diskutieren jetzt trotzdem das Buch und besprechen jetzt deshalb nicht die Trennung von der Uli oder so. Und dann kann man sich ja auch ein Zeitlimit setzen und sagen, wir machen das jetzt eine Stunde und dann ist es wieder offen und ich glaube, es muss auch Platz für diese ganzen zwischenmenschlichen Geschichten geben und für diese ganzen Gespräche und genau so entstehen [00:40:32] ja auch nachhaltige Netzwerke, in denen man nicht nur Visitenkarten sich in die Hand drückt, sondern halt auch weiß, was bei den anderen Menschen im Leben gerade passiert und das geht halt auch nur über so zwischenmenschliche Gespräche irgendwie. Aber ich glaube, diese Konsequenz ist total wichtig und was wir extrem machen, wir achten bei unseren Mitgliederversammlungen auch total drauf, dass wir halt Leute, die zum ersten Mal kommen und den Mut haben, ohne Freundinnen da aufzutauchen, dass wir die halt auch wirklich willkommen heißen und begrüßen und wirklich aktiv auf die Leute zugehen und sagen, hey cool, dass du da bist, jetzt passiert das und das und das und eine kurze Anleitung geben, was jetzt in der nächsten Stunde passieren wird, damit man sich orientieren kann. Also ich habe so die Erfahrung gemacht, es ist immer total wichtig, egal was für eine Veranstaltung man organisiert, dass alle, die da sind, wissen, was wann passiert und dass es was zu essen und zu trinken gibt oder dass man zumindest weiß, wann man das nächste Mal was essen kann und wenn das irgendwie so passt, dann funktioniert fast jede Veranstaltung jeweils, wo die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Ja, Struktur hilft ja dann auch, so eine gewisse (.) S10 [00:41:28]: Unsicherheit zu überwinden. Also gerade, wenn man dann so neu zu so einer Veranstaltung kommt, ist es so ein ganz guter Anker, an dem man sich festhalten kann. Ja, ich finde es auch interessant, dass du das noch mal so mit den Grundbedürfnissen sagst. Also letztendlich ist es wahrscheinlich viel einfacher als ich oder viele andere sich das vorher vorstellen, sowas zu gründen und anzugehen. S03 [00:41:49]: Ich glaube tatsächlich auch, dass das Gründen das Einfachste ist, das Schwierige ist, wirklich das dran zu bleiben und das halt weiter zu machen und konsequent zu bleiben. Und da auch, weil es braucht halt auch Leute, die das wirklich, wirklich wollen. Es gibt immer Leute, die da gerne teilnehmen und hinkommen und dann braucht es auch Leute, die da irgendwie mitziehen, sich das ausdenken, die das zusammenhalten und es ist halt auch noch mal Energie und das muss man halt wollen und da dabei zu bleiben und auch, dann gibt es irgendwann bestimmt auch Konflikte. Also immer, wenn Menschen zusammenarbeiten, in allen Banden gibt es irgendwie Konflikte und viele Banden zersprengen sich dann selbst irgendwie so und da dann auch irgendwie drüber zu schauen, okay, aber was wollen wir jetzt erreichen, warum haben wir jetzt dieses Problem, wie kann man das lösen und irgendwie lösungsorientiert zu bleiben, ist auch oft eine Herausforderung, aber ich glaube absolut machbar, wenn man möchte und auch, wenn man weiß, warum machen wir das gerade, was ist das Ziel und dann kann man sich auch ein bisschen vielleicht von der persönlichen Emotion vielleicht mal kurz lösen und sagen, okay, aber wichtig ist doch, diese Räume jetzt zu schaffen oder das jetzt zu tun. Und erst, wenn man merkt, es funktioniert gar nicht mehr, kann man natürlich auch immer aufhören mit was, wenn es nicht geht, geht es nicht. Man darf auch nicht so streng sein mit sich, bei dem allen, S10 [00:42:52]: glaube ich. Ich denke, mein Grund eine Bande zu gründen wäre, weil mir aufgefallen ist, in der Vereinzelung passiert es halt schnell, dass sich Frauen selbst erzählen, ja okay, dann bleibe ich halt zu Hause und mein Freund oder mein Mann geht arbeiten oder sie arbeiten und ja okay, dann hat jetzt eben mein männlicher Kollege den Job bekommen, den ich eigentlich haben wollte und so. Also, dass es halt im Einzelnen sehr viel einfacher fällt, sich selbst dann zu erzählen, naja gut, das ist jetzt eben so und da kann ich jetzt eh nichts machen und ja, dann so, naja, die ganzen feministischen Vorhaben, die man sich vielleicht theoretisch schon mal so zurechtgelegt hat, dann eben doch sehr leicht wieder hinten runterfallen können und ich könnte mir vorstellen, dass wenn man so eine Bande hat, so ein Netzwerk hat, wo diese Themen auf den Tisch kommen, also sei es vom Arbeitsmarkt aus oder in der Beziehung oder oder oder, dass man sich selbst dann eben wieder sensibilisieren kann und dann eben auch Zuspruch von den anderen Frauen [00:43:56] bekommen kann, die dann wirklich sagen, so hä, nein, das ist überhaupt nicht natürlich, dass der jetzt den Job bekommen hat oder dass du jetzt zu Hause bleibst und so weiter und ja, also das S03 [00:44:09]: wäre quasi mein Ausgangspunkt. Das ist irgendwie so das Thema, wo ich auch total oft immer wieder (.) dran stolpere, ist diese Kinderkriegen und gleichberechtigte Partnerschaftsgeschichte, die ich jetzt selbst, da ich selbst keine Kinder habe und jetzt auch nicht irgendwie in Kinderplanung bin aktuell, irgendwie jetzt nicht so ein persönliches Erlebnis ist, aber dass ich immer wieder bei Freundinnen und Freunden beobachte, dass sobald ein Kind da ist, alles kippt, was da an gleichberechtigter Beziehung da war und mir das extrem zu schaffen macht, dazu zu schauen und dann auch irgendwie so diese Waage zu finden, inwiefern kommentiert man private Entscheidungen von Freundinnen, aber inwiefern hilft mir ihnen zu sehen, dass es irgendwie so ein strukturelles Ding ist und dass das gerade eigentlich nicht so cool ist, was da passiert und das ist was, wo ich persönlich immer wieder total dran struggle und dann vor allem, wenn ich dann sehe, auch Freundinnen oder Kolleginnen nach dem Wiedereinstieg oder dann noch später irgendwie so in meiner Elterngeneration, wie sehr das dann mit Pensionszeiten, Pensionsanrechnungen zu tun hat und wo ich einfach [00:45:10] extrem, extrem darunter leide, dazu zu schauen und nichts tun zu können, weil ich mir denke, es wäre so einfach, wenn wir uns das einfach gleich aufteilen würden und wenn, und da würde ich mir echt von Männern wünschen, dass sie das mehr einfordern, einfach auch zu Hause sein zu können und diese Zeit mit den Kindern aktiv mitzunehmen und ich glaube, das wird total viel ändern und da fühle ich mich extrem hilflos und es macht mich wahnsinnig und das ist auch so ein bisschen so ein S10 [00:45:30]: extremer Antrieb. Vielleicht können wir ja einfach mal zusammen überlegen, wie so ein erstes Treffen aussehen könnte. Also wenn wir jetzt, sag ich mal, vier, fünf Frauen einfallen und die lade ich jetzt ein, also wir passen vielleicht auch noch in mein Zimmer rein, das geht schon, da können wir uns reinsetzen. Was denkst du, wie könnte ich anfangen? Also ich würde tatsächlich mal einfach Freundinnen S03 [00:45:54]: einladen vielleicht und wo ich das Gefühl habe, die interessieren sich für ähnliche Themen, die ich mal zu Hause einlade und dann einfach mal tatsächlich auch eine Vorstellungsrunde machen, auch wenn man befreundet ist und weiß, wer die andere ist und vielleicht viel miteinander redet, hat man vielleicht noch nicht in so einem konzentrierten Setting dann drüber gesprochen, was man eigentlich für welchen Hürden man begegnet, wenn man jetzt wirklich das auch irgendwie so ausrichten will, wie bei uns, um über Arbeitsmarktthemen feministisch zu sprechen und tatsächlich mal eine Runde machen und jedem mal kurz sagen, warum sie gerade da ist und warum sie das spannend findet und ich glaube, dass man da dann auch, wenn es nur Freundinnen sind, einmal total viel nochmal gegenseitig voneinander lernen kann und vielleicht auf Themen zur Sprache kommt, die man davor noch nicht wusste und dann im Idealfall kann man sich dann vielleicht ein Thema raussuchen, über das, was man das nächste Mal sprechen möchte und sich schon mal einen Termin vornehmen oder so eine Regelmäßigkeit einmal besprechen und dann auch sagen, ja, und nimm doch noch eine Freundin mit, also wirklich auch so im Schneeballprinzip, wenn jeder jedes Mal wieder eine mitnimmt, dann wird man auch mehr oder erzählt halt weiter und ich glaube auch, dass man, also obwohl ich vorher gesagt habe, Konsequenz ist so wichtig, dass man gleichzeitig aufpassen muss, dass man sich nicht so [00:46:57] sehr mit Struktur von Anfang an überbürdet und sich zu viel Struktur und Hierarchie und Organisation und Bürokratie aufheißt, weil das ist eh alles schon immer kompliziert genug und ich merke auch immer im Freundeskreis, dass immer alle noch flexibler sein wollen irgendwie so und dann ist es, glaube ich, auch wichtig, dass Organisationen bis zu einem gewissen Grad flexibel bleibt und dass man auch immer ein bisschen schaut, dass man auf das wirklich Lust hat, was man sich vornimmt und dann muss man jetzt nicht ein Jahr lang im Vorhinein ein Programm planen, sondern kann vielleicht thematisch wirklich von einem ins nächste Mal stolpern und was man total oft übersieht, jeder Mensch, der da dabei ist, bringt unglaublich viele Ressourcen mit und hat schon extrem viel erlebt, gesehen, gelernt, kennt wieder Leute, das heißt, wenn man einmal in einer Gruppe ist, es ist dann relativ schnell, einfach mal einfach eine Expertin zum Essen einzuladen und einfach mit jemandem zum Essen zu gehen und zu sagen, hey, wir wollen jetzt von dir lernen, weil du bist jetzt, keine Ahnung, in dieser Position und wie hast du das dort hingeschafft, ist total spannend und die erzählen ja meistens auch gerne über das, was sie erlebt haben, also ich merke auch oft, wenn wir bei uns Menschen einladen, mit uns, wir haben so ein Format, das heißt NomNom, wo wir Frauen in [00:48:01] Führungspositionen einladen, mit uns essen zu gehen, dass sich alle immer auch freuen, eingeladen zu werden und eigentlich dann gerne davon erzählen und ich glaube, das Wichtige ist nur, dass man da eben einen Raum schafft, in dem das geht und dass man halt auch darauf Lust hat, auf das, was man macht und Lust hat, von dieser Person wirklich was zu hören, die man da einleitet, Interesse dran hat und das sind so ganz banale Dinge, aber ich glaube, es ist wichtig, ein bisschen darauf zu achten und dann geht das schon und sich nicht zu viele Sorgen von Anfang an machen. Ihr habt ja S10 [00:48:27]: dann erst mal eine Facebook-Gruppe auch gegründet und seid dann immer größer geworden und habt euch dann entschieden, einen Verein zu gründen. Wenn du jetzt darauf zurückschaust, wie schwierig war das oder wie aufwendig, also kann man das weiterempfehlen? Ja, also das war überhaupt nicht S03 [00:48:42]: aufwendig, weil eine Facebook-Gruppe kann man ganz schnell gründen und ein Verein, zumindest in Österreich, ist auch relativ schnell gegründet, also ab dem Zeitpunkt, wo ich gemerkt habe, wir brauchen ein bisschen Struktur, auch um Räume mieten zu können, um dann Mitgliedsbeiträge verwalten zu können, auch um Fördergelder anzusuchen. Du brauchst einfach eine legale Entität in irgendeiner Art und Weise. S10 [00:48:59]: Seid ihr auch insofern politisch unterwegs, dass ihr irgendwie Demonstrationen oder sowas schon mal S03 [00:49:04]: organisiert habt? Also es ist so, dass wir uns schon als sehr politisch verstehen, aber im Sinn von das Privates politisch und nicht parteipolitisch aktiv sind. Wir haben bei uns im Verein auch Mitglieder, die über mehrere Parteigrenzen hinweg, worauf wir auch ganz stolz sind, weil wir eben finden, dass es manchmal wichtig ist, über diese Differenzen hinweg zu schauen und einfach zu überlegen, was kann man trotzdem gemeinsam machen. Wir sind aber selbst nicht aktivistisch unterwegs, da gibt es viele andere gute, super tolle Organisationen und teilweise schließen wir uns dann inhaltlich an Protesten an, gerade wenn es um Frauenrechte geht, die eingeschränkt werden. Aber wir verstehen uns jetzt nicht als Aktivistinnen, die wirklich hauptsächlich Protestorganisationen sind, sondern schließen uns eher diesen Gruppierungen an, wenn es wichtig ist, und unterstützen dann voll gerne. Auch so, in Österreich gab es ja letztes Jahr das Frauenvolksbegehren, das wir natürlich extrem unterstützt haben und super gefunden haben, aber haben nicht aktivistisch mitgearbeitet, vor allem davon. S10 [00:50:03]: Ist ja auch so genug zu tun. Liebe Martina, danke für deine Zeit. Mich freut, dass im Interview so gut herauskommt, dass niemand das Rad neu erfinden muss und gerne alles mögliche nachgeahmt werden kann. Eigentlich doch ganz easy, oder? Na, dann let's do it. Vielleicht motiviert dich ja der anstehende 8. März, dich zu verbünden und irgendwas zu starten. Oder du hast einfach Bock auf Tee trinken und Vorstellungsrunden. Zu guter Letzt danke ich meinen neuen UnterstützerInnen bei Steddy. Tausend Dank an Felicia, Stefan, Marie, Andreas und Alexandra. Weil Steddy aber recht viel abzieht, gibt es jetzt auch einen PayPal-Link in den Shownotes. Dort gibt es auch alles andere zu finden. Links, Quellen, Buchempfehlungen. Du wirst beschäftigt sein. Nun verbleibe ich wie immer mit feministisch vorsätzlichen Grüßen. Gehabt dich wohl und bis zum nächsten Mal. Viel Spaß beim Bandenbilden. Tschüss.

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